Studien
ZUITI
Abendmahl.
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Dramatischen auszuschütten vermag. Dazu kommt die Mannichfaltigkeit
der Stellungen und Geberden, der reiche Wechsel der Stimmungen
und bei strenger architektonischer Gruppirung eine freie Beseelung
des Rhythmus, die mit dem Erguss höchster Lebendigkeit den Paral-
lelismus des Ganzen umspielt. Wir können Aehnliches im ganzen
Bereiche der Kunst nur in den Giebelfeldern des Parthenon nachweisen.
Mit Recht nennt Jacob Burckhardt diese mächtigen Gestalten "Vor-
bilder aller Männlichkeit, erstgeborene Söhne der vollendeten Kunst".
Den umgebenden Raum hat Lionardo äusserst einfach gehalten,
um durch nichts den Betrachtenden von der Hauptsache abzulenken.
Nur der Rückwand gab er eine Thür und zwei Seitenöffnungen, durch
welche man in den Frieden einer schönen Landschaft mit fernen Schnee-
gebirgen hinausblickt. Die räumliche Wirkung des Bildes wusste er
aber dadurch bedeutend zu steigern, dass er die perspektivischen Linien
der Architektur gleichsam als Fortsetzung des umgebenden Raumes
erscheinen liess.
Dass Lionardo zu diesem seinem Hauptwerke die gründlichsten
Vorstudien gemacht haben wird, lässt sich annehmen. Im Besitz der
Frau Grossherzogin zu Weimar befindet sich eine Reihe herrlicher
Zeichnungen nach den zehn Apostelköpfen, mit Ausnahme des Simon
und Bartholomaus, Welche so meisterlich ausgeführt sind, dass manche
hervorragende Kenner, darunter Waagen, sie für Studien Lionardds
gehalten haben. Sollten indess diese allerdings ganz in des Meisters
Darstellungsweise behandelten Köpfe nicht von ihm selbst herrühren,
wie es uns wahrscheinlicher dünkt, so stammen sie doch sicher aus
seiner unmittelbaren Nähe und sind um so unschätzbarer, da sie uns
denunversehrten Zustand dieser wichtigsten Theile des Bildes ver-
gegenwärtigen. Die Köpfe des Petrus und Judas in der Ambrosiana
(Br. 63) sind flüchtige Kopien nach dem Gemälde. Die achte Studie
Lionardds zum Christuskopf dagegen bewahrt die Galerie der Brera
(Fig. 8). Die Studienköpfe zum Simon, Judas, Philippus und Bar-
tholomäus glauben wir zu Windsor nachweisen zu können (Nr. S. 11.
16. 17), die beiden ersteren in Rothstift ausgeführt; ebendort die meister-
liche Röthelstudie zur linken Hand des Bartholomäus (nebst einer andern
Hand auf demselben Blatte Nr. 67). Ausserdem dort in geistreicher
Federzeichnung die ersten leicht hingeworfenen Gedanken zum Abendmahl
(Nr. 80): Judas sitzt noch nach altem Herkommen den übrigen J üngern
gegenüber; daneben eine Variante, wo Judas aufgestanden ist, um
mit Christus zugleich in die Schüssel zu tunken, während Petrus oder ein