Abendmahl.
Das
Composition.
Gestalten gegliedert hat, mit höchster Kunst das scheinbar Natürlichste
und Einfachste treffend. Zugleich wird dadurch die Gestalt Christi
um so wirksamer isolirt und hervorgehoben. Auch der Tisch, der die
unteren Theile der Figuren bis auf die im Halbdunkel verhüllten Füsse
verdeckt und nur die beiden Gestalten an den Enden der Tafel in
ganzer Figur sehen lässt, wirkt günstig, da er die ganze Aufmerksam-
keit auf den Oberkörper, besonders auf die Köpfe und die nicht minder
ausdrucksvollen Hände concentrirt. Mit Recht ist wiederholt darauf
hingewiesen worden, welch feine Physiognomik grade hier in der Form
und Bewegung der Hände liegt.
Zur Rechten Christi sieht man den Lieblingsjünger Johannes,
der sein sanftes von Locken umflossenes Haupt schmerzerfüllt auf die"
rechte Schulter sinken lasst. Er ist eine jener zart besaiteten mehr
weiblichen Naturen, die das Üngeheure des Verbrechens in ihrer reinen
Seele nicht zu fassen vermögen, die daher solch ein Moment völlig
rathlos trifft. Das spricht sich nicht minder deutlich in den schmerzvoll
zusammengefalteten Händen aus. Neben ihm sitzt der Verräther,
dessen dunkles semitisches Profil mit dem struppigen Haar sich scharf
markirt. Sichtlich zuckt er innerlich betroffen zusammen und halt in
der krampfigen Rechten den Geldbeutel, während die Linke wie im
Schreck vom Tische aufschnellt. Die ganze Figur auf den rechten
Arm gestützt, beugt er sich vor, weil Petrus, sein Nachbar, in glühen-
der Erregung hinter ihm sich zu Johannes herüber neigt, den er mit
lebhafter Bewegung der Linken auffordert, den Meister um nähere
Auskunft zu bitten. Man kann keine grösseren Gegensätze sehen als
diese drei dicht aneinander gedrängten Köpfe, Meisterstiicke tiefster
Seelenkunde. Zugleich versetzt Petrus unabsichtlich, bei seinem hef-
tigen Auffahren mit dem Messer, das er in der Rechten halt, dem
Judas einen Stoss in die Seite, der dessen Verwirrung noch zu stei-
gern scheint.
Kaum minder bewegt ist die Gruppe zur Linken Christi. Der
höchste Ausdruck von Entsetzen beherrscht den zunächst sitzenden
älteren Jacobus, in dessen ziemlich befangenem Gesicht der geöffnete
Mund und der vor sich hinstierende Blick im Zusammenklang mit den
Weit ausgebreiteten Armen den Eindruck macht, als 0b er das Furcht-
bare schon vor Augen sähe. Hinter ihm schaut der markig charakteri-
sirte Thomas vor, der voll Aufregung den Zeigefinger der rechten
Hand erhebt, als wolle er dem drüben sitzenden Judas drohen. Hinter
den Beiden erhebt sich die reine Jünglingsgestalt des Philippns, der