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und
Band.
Ebendort eine einfache Madonna mit dem Kinde von Giovanni Bellini,
bezeichnet IOANNES BELLINVS P. Ein Werk seiner frühen Zeit, wie man
an dem kühlen Kolorit, der scharfen, noch fast paduanisch strengen Zeichnung
und der mühsamen Modellirung der etwas grossen Hand der Maria erkennt.
Ebendort ein Botticelli, die Geschichte der Virginia, in sechs Scenen
dargestellt, die geschickt in eine grosse, nach Art einer Basilika mit polygoner
Apsis geschlossene korinthische Halle von grosser Pracht vertheilt sind. Be-
deutend in der perspektivischen Raumentfaltung; kleine, ungemein energisch
gezeichnete und modellirte Figuren, die im Wurf der Gewänder, den hastigen
Bewegungen, dem eigenthümlichen Typus der Köpfe den Stil des Künstlers in
seiner völligen Reife zeigen. Nicht bloss die menschlichen Figuren, sondern
auch die zahlreich angebrachten Pferde von schwerer wuchtiger Race sind in
Zeichnung, Bewegung, Verkürzung meisterlich. Das Bild ist leider stark nach-
gedunkelt, im Uebrigen aber eine der wenigen interessanten Darstellungen aus
der antiken Geschichte, die wir aus jener Zeit besitzen.
ln1 herzoglichen Schloss zu Meiningen: zwei kleine Bilder von Fiesole,
ein Altärchen von Tacldeo Gadclz" und eine Madonna mit dem Kind, dem
kleinen Johannes und dem h. Joseph, von Marco Palmezzano, bezeichnet:
MARCHVS PALMEZZANVS PIGTOR FOROLIVIENSIS FACIEBAT. Etwas
steif und hölzern in der Zeichnung, aber von klarer Färbung und ansprechen-
dem Ausdruck.
Ebendort ein grosses Fresko von Luini, die h. Familie mit dem kleinen
Johannes, der dem Christkind ein Lämmchen bringt.
Auf der im Frühjahr 1879 in Paris veranstalteten Ausstellung von Hand-
zeichnungen aus Privatbesitz sah man eine bei Mr. Malcolm in London be-
findliche Zeichnung von Giorgiorzzle, welche die auf dem Concert im Louvre
dargestellte sitzende nackte Frau genau in der auf dem Bilde vorkommenden
Stellung verführt. Neben ihr zur Linken steht ein junger Mann, der den
Contrabass spielt. Es ist offenbar, wie Charles Ephrussi in dem Katalog der
Ausstellung bemerkt, eine erste Skizze zu jenem Bilde, aus welcher der Künstler
nachher für sein Gemälde nur die weibliche Figur beibehielt. Die Zeichnung
ist kräftig mit der Feder ausgeführt.