Bergamasken:
Santa
Francesco
Croce.
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Vom Jahre 1526 besitzt das Belvedere in Wien eine Darstellung der
Salome mit dem Haupte Johannes des Täufers von flotter Freiheit der
Behandlung. Seit 1529 finden wir Calisto dann in seiner Vaterstadt
Lodi, und aus dieser Zeit datirt die Altartafel mit dem Kindermord
im Dom und die Enthauptung Johannes des Täufers in der Incoronata.
Noch mehrere spätere Werke des Künstlers sieht man in derselben
Kirche. Dass er auch als Freskomaler grosses Geschick entfaltete,
verrathen die aus San Maurizio in die Brera gelangten Bilder, nament-
lich eine Hochzeit zu Kana, angeblich vom Jahr 1,545,
Auch Bergamo, welches seit geraumer Zeit der venezianischen
lilachtsphäre angehörte und seit 1428 dauernd im Besitz der Republik
von S. Marco geblieben war, vollzog in dieser Epoche seine Schwenkung
vom lombardischen zum venezianischen Stil. War doch Palma selbst ein
Bergamaske, der jedoch so früh nach Venedig kam und so unbedingt
in die Entwicklung der dortigen Kunst eingriff, dass wir ihn unter
den Venezianern zu betrachten hatten. Anders verhält es sich mit
verschiedenen Künstlern von Bergamo, die, durchweg von geringerer
Bedeutung, gewisse lokale Eigenheiten ausbilden, in welchen freilich
der venezianische Stil die Grundlage bildet. Solcher Art war Fran-
cesco da Santa Oroce, von seinem Geburtsort im Thal des Brembo so
genannt. Er gehört noch zu der älteren Gruppe, die aus den An-
schauungen Bellini's hervorging, dessen alterthümliche Weise er als
verspäteter Nachzügler noch bis 1541, wo sein letztes, uns bekanntes
Werk entstand, festhielt. Er begegnet sich darin mit seinem Lands-
mann Previtali und nähert sich in manchen seiner Werke dem Bissolo,
dem er in der verblasenen Behandlung der Farbe bisweilen gleicht.
Wie sehr er durch Bellini bedingt. ist, erkennt man an der thronenden
Madonna in S. Pietro Martire in "Murano vom Jahre 1507, einem
anmuthigen Bilde von weichem lichtem Farbenton, auf welchem der
Künstler sich ausdrücklich als Schüler Giovanni Bellinfs bezeichnet.
Etwas früher (1504) entstand die mit der Jahrzahl und dem Namen
des Künstlers DFranciscus de Santa crucis" bezeichneten Verkündigung
in der Galerie von Bergam o, etwas lahm in der Composition und
bunt in der Färbung, aber von anziehendem Ausdruck. Merkwürdig
alterthümlich mit breiten schweren geistlosen Typen zeigt er sich auf
der grossen Tafel der Akademie zu Venedig vom Jahre 1513, welche