622
Buch.
XIII.
Kapitel.
Maler
Fest-landes.
venezianischen
die grandiosen Köpfe und den tief gestimmten Fleischton als Mit-
Ein höchst bedeutendes Bild von fast tizianischer Macht in
S. Maria in Organo zu Verona in der vierten Kapelle links, die Ma-
donna mit vier gewaltigen Heiligen darstellend, Petrus und Paulus,
Bernardus und Zeno, welches ebenfalls dem Meister gehört, verräth
gewisse Anklänge an Moretto. Auch die Anbetung der Hirten in der
Galerie Pitti, Nr. 423, dort dem Tizian beigelegt, ist ein durch
prächtige Farbenwirkung ausgezeichnetes Bild Savoldds. Dasselbe
gilt von der auf Wolken schwebenden Madonna mit dem Kinde, die
von Petrus, Paulus, Hieronymus und Dominikus verehrt wird, in der
Brera, ein nobles Bild von freier Grösse und gluthvoller Macht der
Fleischtöne, wobei die Figuren sich äusserst wirksam in dunkler Sil-
houette gegen den lichten Himmel absetzen. An Palma erinnert der
Künstler bei jenen idyllischen Darstellungen der Geburt Christi oder
der h. Familie; eine tretfliche Anbetung der Hirten dieser Art in der
Galerie zu Turin Nr. 119 und ebendort unter Nr. 118 eine h. Familie
mit S. Franziskus, die fast ebenso in Hamptoncourt wiederkehrt.
Ausser solchen kirchlichen Bildern hat Savoldo mit grossem
Talent jene genrehaften Halbtiguren vorgeführt, welche wir zuerst
bei Giorgione antrafen. Dieser Art ist namentlich die schelmisch an-
muthige Mädchengestalt im Museum zu Berlin, die halb in ihre
Mantille gehüllt, im Dämmerlicht des Abends vorüberhuscht und mit
dem schalkhaften Blick den Beschauer zu fesseln weiss. Das Bild ist
mit dem Namen des Künstlers bezeichnet. Auch anderwärts ündet
man in Galerien ähnliche Werke, die sich meist unter dem Namen
Giorgionds verstecken.
Auch Calisto Piazza aus Lodi schloss sich den Venezianern an,
verrath dabei aber namentlich Einflüsse Romaninds. S0 in seiner
Heimsuchung vom Jahr 1521 in S. Maria in Calchera zu Brescia,
in der Geburt Christi von 1524 in San Clemente daselbst, mehr noch
in der mit dem Namen des Künstlers bezeichneten Altartafel der
thronenden Madonna mit Hieronymus und Johannes dem Täufer in
der Brera Nr. 450, wo die Madonna allerdings etwas eingeengt wird
durch die beiden nackten Heiligen, übrigens ein Bild von energischen
Typen und kräftig glühender Farbe. Auch der von zwei Engeln ge-
krönte h_ Stephanus zwischen Augustinus und Nikolaus in derselben
Galerie ist ein tüchtiges mit dem Namen des Künstlers bezeichnetes
Werk. In diesen Arbeiten geben sich rafaelische Einflüsse zu erkennen.