Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

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Buch. 
XIII. 
Kapitel. 
Die Maler 
Festlandes. 
venezianischen 
Madonna, die einem stummen Knaben erscheint, in der Kirche zu 
Paitone bei Brescia. Eine eigenhändige Wiederholung dieser herr- 
lichen Madonna, aber ohne den Knaben, in der Galerie zu Dresden. 
Im Jahr 1540 malte Moretto das edle Bild der Madonna mit den 
Heiligen Agnes, Cäcilia, Agatha und Lucia, welches man am vierten 
Altare links in S. Giorgio zu Verona sieht, eins seiner schönsten, 
freiesten Werke, köstliche milde Gestalten, meisterlich abgewogen in 
ungezwungener Mannichfaltigkeit der Bewegungen, in weichem silber- 
grauen Ton durchgeführt. Aus dem folgenden Jahr 1541 stammt die 
grossartige Altartafel des Museums zu Berlin, Welche ebenfalls für 
eine veronesische Kirche gemalt war. (Fig.136.) Sie zeigt auf Wolken 
schwebend die herrlich bewegte Gruppe der Madonna mit der h. Elisa- 
beth, dem Christuskind und dem kleinen Johannes, von anbetenden 
Engeln umgeben. Einer von ihnen schwebt mit einem Spruchband 
herab, unten aber kniet der Stifter, Abt Arnoldi, eine ehrwürdige 
Greisengestalt, in herzlichem Gebet, und ihm gegenüber sein Neffe, 
eine prächtige Pralateniigur," mit inbritnstigem Auf blick, die Rechte wie 
betheuernd auf die Brust legend. Es ist wiederum ein Werk von 
grossartigem Aufbau, Gestalten von tizianischer Würde, das Kolorit 
kräftig durchgebildet und von feierlicher Wirkung. Dieselbe Sammlung 
besitzt unter Nr. 187 eine grosse, ebenfalls mit dem Namen des Meisters 
„Alexander Morettus Brix." bezeichnete Anbetung der Hirten; ein Werk 
etwas derberen Gepräges, das in seinen naturalistischen Gestalten ein Vor- 
läufer für die Auffassung der Bassani ist; aber die köstliche Schaar der 
jubelnden Engelknaben, welche auf dem Dach der Hütte sich tummeln 
und in neckischem Spiel ein grosses Spruchband mit dem nGloria in ex- 
celsis" halten, ist wieder ein achter poetischer Gedanke Morettüiß- 
In den folgenden Jahren entstand, unter einer ansehnlichen Reihe 
von Werken, zunächst für S. Giuseppe in Brescia 1542 eine minder 
bedeutende Madonna mit Franziskus und einem knieenden Stifter, so- 
dann für S. Nazaro e Celso eine Darstellung der Verklärung Christi 
zwischen Moses und David, wieder etwas weniger gelungen im Aus- 
druck, auch in der Bewegung Christi ungenügend, dagegen die den 
Erlöser umschwebenden Engel mit den Leidenswerkzeugen voll frischer 
Anmuth. Weiter gehört in diese Zeit das treifliche Altarbild der 
thronenden Madonna mit den grossartigen Gestalten der vier Kirchen- 
Väter in der StädePschen Sammlung zu Frankfurt, von herrlichem 
Aufbau und machtvoller Charakteristik, nur die Madonna mit dem 
Kinde etwas weniger gelungen. In derselben Galerie sieht man eine
	        
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