Brescianer:
Romanino.
Girolamo
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herangewachsenen Moretto einen künstlerischen Gefährten, mit dem er
in freundschaftlicher Gemeinsamkeit thätig war. So entstanden 1521
die Bilder in S. Giov. Evangelista, wo das Gastmahl Christi beim
Pharisäer, die Auferweckung des Lazarus, die Evangelisten Matthäus
und Johannes, und in der Lünette die Verehrung des Sakraments auf
Romanino fallen. Es sind Arbeiten, die trotz übler Erhaltung Schwer-
fälligkeit der Formen und verschwommene, dabei oberflächliche Aus-
führung deutlich erkennen lassen und daher wenig erfreulich wirken.
Noch andere Reste von Fresken ähnlichen Charakters sind in den
Kirchen und der Galerie der Stadt zu sehen. Üngleich werthvoller
ist die Communion des h. Apollonius in S. Maria Calchera, eins der
schönsten Werke seiner mittleren Zeit, durch würdige Gestalten,
Innigkeit des Ausdrucks, stille Sammlung und ein mildes harmonisches
Kolorit dem Moretto so nahestehend, dass man den Einfluss des
jüngeren Meisters auf den älteren deutlich gewahrt. Von ähnlicher
Art ist eine schöne Madonna mit zwei Heiligen und einem knieenden
Stifter in der Sammlung Erizzo-Maffei; noch bedeutender aber ist
das grosse aus S. Alessandro stammende Madonnenbild in der National-
galerie zu London, welches zwar in Form und Ausdruck etwas ge-
wöhnlicher, aber in der Lebendigkeit der Bewegungen und in der
kraftvoll harmonischen Farbe sehr anziehend wirkt. Auf den Flügel-
bildern sind je zwei einzelne Heilige dargestellt. Ein sehr tüchtiges
Bild von energischem Ausdruck und tiefer Farbenwirkung ist sodann
die aus S. Faustino stammende grosse Pietät im Museum zu Berlin.
Fortan bemerkt man immer mehr, wie Romanino, durch den
Einfluss Morett0's bestimmt, sein früher ungemein gluthvolles Kolorit
abdämpft und mildert, so dass der venezianische Goldton sich in den
für die Brescianer bezeichnenden Silberton umwandelt. Solcher Art
ist die Verlobung der h. Katharina in der Sammlung Erizzo-Maffei,
der kreuztragende Christus in der städtischen Galerie, endlich die
Pietät und die Geburt Christi in S. Giuseppe. Dahin gehört ferner
die Himmelfahrt Maria in S. Alessandro zu Bergamo, ein Werk von
bedeutender Kraft und Grösse der Auffassung. Von anderen unerheb-
lichen Werken des Künstlers darf Umgang genommen werden; doch mag
erwähnt werden, dass im Schloss zu Trient ansehnliche Reste von Fres-
ken vorhanden sind, welche Romanino dort um 1540 ausgeführt hat. Im
Treppenhause zunächst sieht man an den Gewölben verschiedene flott
behandelte Fresken, welche seine Hand erkennen lassen; sein Hauptwerk
dort ist aber die Dekoration der grandiosen Halle im ersten Stock, welche