Fioravante Ferramola.
Brescianer:
Girolamo
Romanino.
B07
wann nunmehr, durch die politische Abhängigkeit gefördert, die farben-
prächtige Kunst Venedigs siegreichen Eingang. Eine Uebergangs-
stellung scheint zunächst Floriano oder Fiora-vante Fewamola einzu-
nehmen. Als die Stadt 1512 von den Franzosen im Sturm erobert und
in furchtbarster Weise geplündert wurde, traf auch Ferramola das
Geschick, dass seine Werkstatt von der wüthenden Soldateska ver-
wüstet wurde. Der berühmte Anführer des französischen Heeres,
Gaston de Foix, der bald darauf in der Schlacht von Ravenna den
Heldentod finden sollte, hatte schon die vollständige Zerstörung der
Stadt beschlossen, als ein edler Patrizier, Pietro Porcellaja, ihn durch
seine Vorstellungen von dieser Gräuelthat zurückhielt. Zum Dank
dafür liess die Stadt den Patrioten durch Ferramola in der Kirche
S. Pietro in einem Wandgemälde verewigen, Welches freilich nicht
mehr vorhanden ist. Auch der feindliche Heerführer soll dem Künstler
damals zu einem Bilde gesessen haben, von welchem Mündler eine alte
Copie in der Galerie zu Versailles entdeckt hat. Die wenigen erhaltenen
Werke Ferramola's, wie der kreuztragende Christus in der Galerie zu
Brescia, die Fresken von 1514 in S. Maria zu Lovere, die Ver-
kündigung in einer Lunette am Oarmine zu Brescia, lassen einen
Künstler erkennen, der von paduanischen und ferraresischen Einflüssen
ausgehend sich allmählich zu freierer Entwicklung erhebt.
Ungleich bedeutender ist Grirolamo Ronza-nivzo, der seinen Namen
von dem kleinen bei Bergamo gelegenen Romano empfing, wo er um
1485 geboren ward. Wo er seine erste Ausbildung erhalten hat,
können wir nicht nachweisen, denn der brescianer Maler Stefano Ricci,
welcher ihn zuerst unterrichtet haben soll, ist für uns nur ein Name
ohne alle Bedeutung. Jedenfalls hat Venedig früh auf Romanino ein-
gewirkt, und auch die Künstler des Friaul, besonders Pellegrino, mögen
ihm früh bekannt geworden sein. Ohne Frage aber sind es vorzüg-
lich Giorgione und Palma, deren glänzende Farbenwirkungen ihm als
höchstes Muster vor Augen standen. Ohne zu den grossen Meistern
der Kunst zu gehören, hinter denen er durch eine oft nachlässige und
oberflächliche Behandlung, besonders auch durch eine Vorliebe für un-
feine, ja plumpe Gestalten zurückbleibt, steht Romanino doch durch die
feurige Gluth seiner Bilder, durch die festliche Pracht und die strah-
lende Wirkung auf einer achtungswerthen Höhe] Auch im feierlichen
Aufbau seiner Altartafeln schliesst es sich in würdiger Weise den
Ueberlieferungen der grossen Kunst seiner Zeit an.
Zu seinen früheren Werken gehört eine Madonna im Museum