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III.
Buch.
XIII.
Kapitel.
Die
des
Maler
venezianischen
Festlandes.
Edelleute aufnahm. Als Girolamo 1544 bei der Belagerung von Boulogne
im Dienst des Königs beschäftigt war, verlor er durch eine Kanonen-
kugel das Leben.
Wir schliessen diese Uebersicht mit der etwas rälthselhaften Ge-
stalt eines Künstlers, welchen Vasari unter dem Namen Illorto da Feltwwß
kennt, und in Welchem wahrscheinlich ein aus jener Stadt stammender
Künstler Pietro Luzzi zu vermuthen ist. Er soll zur Zeit, als Pintu-
ricchio im Vatikan arbeitete, nach Rom gekommen sein und sich in
den antiken Ruinen bis nach Portici und Bajae hin mit glühendein
Eifer dem Studium der klassischen Dekorationen gewidmet haben; dann
sei er nach Florenz gegangen, um vor den Kartons Lionardo's und
Michelangelds sich.auch zum Figurenmaler auszubilden. Aber durch
die Grösse dieser florentinischen Kunst entmuthigt, habe er sich zu
seinem dekorativen Fach zurückgewandt und von angesehenen Männern
wie Soderini und Doni Aufträge erhalten. Nach Venedig zurückge-
kehrt, habe Giorgione ihn bei seinen Arbeiten für das Kaufhaus der
Deutschen verwendet. Darauf habe er sich aber nach dem Friaul be-
geben, von wo ihn die Kriegsereignisse vertrieben und zur Annahme
venezianischer Dienste bestimmt hätten. So sei er nach Zara gekommen
und dort bald in einem Gefechte gefallen. Diese Lebensgeschichte ist
romantisch genug; was aber von Werken des angeblichen Morto da
Feltre oder Pietro Luzzi in Feltre und den umliegenden Orten vor-
handen ist, beweist wohl jene Stilmischung, verräth aber nicht eigent-
lieh einen Künstler von höherer Bedeutung. Im Museum zu Berlin
sieht man ein Madonnenbild mit den Heil. Stephanus und Maurizius,
welches durch eine nicht anzufechtende Inschrift als Werk eines LUTMIZO
Luzzi bezeichnet wird. Dieser Künstler, welcher neuerdings mit Pietro
Luzzi zusammengeworfen wurde, muss gleichwohl von jenem unter-
schieden werden. Das Berliner Bild, welches durch seine milde, weiche
Färbung auffallend an Moretto erinnert, stammt wahrscheinlich aus der
Kirche S. Stefano in Feltre.
Bedeutendere Erscheinungen finden wir um den Beginn des
16. Jahrhunderts in Brescia, wo sich erst um diese Zeit eine eigene
Schule zu hoher Eigenthümlichkeit entfaltet. Nachdem bis zum Aus-
gang des 15. Jahrhunderts die paduanischen Einüüsse auch hier unter
Künstlern wie Foppa. die Richtung der Malerei bestimmt hatten, ge?