Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Trevisaner: 
Pennacclai. 
Girolamo 
605 
der 1497 geboren wurde und wahrscheinlich aus der Werkstatt seines 
Vaters nach Venedig ging, um dort namentlich dem Einfluss Gi0rgione's 
sich hinzugeben. An mehreren Faeadenfresken zu Treviso scheint 
sich, namentlich in der Via Ognissanti, die Hand des Vaters und des 
Sohnes zu verrathen; der letztere zeigt sich dann in freierem Stil an 
dem Haus in der Contrada. de' due passi, welches man als sein elter- 
liches WVohnhaus bezeichnet. In der Sakristei der Salute zu Venedig 
schreibt man ihm ein treffliches Altarbild des h. Rochus zwischen 
Sebastian und Hieronymus zu, welches durch Adel der Formen, fein 
abgetöntes warmes Kolorit und durch die lebendig bewegte, weich 
modellirte, poetisch empfundene Gestalt des Sebastian überaus an- 
ziehend ist. 
Der Künstler erfreute sich offenbar eines bedeutenden Rufes, in 
Folge dessen sein Leben sich überaus bewegt gestaltete. Vasari be- 
richtet, dass er im Palast des Andrea Doria zu Genua gemalt habe; 
1532 wurde er nach Trient berufen, wo man im Treppenhause des 
Schlosses eine frei und breit gemalte Madonna, sowie andere Freske- 
dekorationen ihm zuschreiben darf. Andere Werke des Künstlers sieht 
man in Faenza, wohin er im folgenden Jahr berufen wurde, von dort 
ging er nach Bologna, wo er Fresken und Altarbilder in grosser An- 
zahl ausführte. Hier gerieth die empfängliche und bewegliche Natur 
Girolamds unter die Botmässigkeit des rafaelischen Stils, der ihm be- 
sonders durch Innocenzo da Imola vermittelt wurde. Den Einiluss 
desselben erkennt man deutlich an dem grossen Altarbild aus S. Do- 
menico, welches nach London in die Nationalgalerie übergegangen ist 
und mit dem Namen des Künstlers „Jeronymus Trevisius" bezeichnet 
ist. Es stellt die thronende Madonna mit dem h. Joseph, Jakobus und 
Paulus dar, welche einen knieenden Stifter empfehlen. Es ist ein gutes 
würdiges Bild, aber in den Köpfen spuken die konventionellen Formen 
der römischen Schule, und selbst sein schönes harmonisches Kolorit hat 
der Künstler zu Gunsten einer allerdings glänzenden, aber grellen und 
harten Färbung preisgegeben. Wenn Vasari trotzdem dieses Bild als 
das vorzüglichste Werk des Meisters preist, so ist dies nur aus seiner 
einseitigen Verherrlichung der florentinisch-römischen Schule zu erklären. 
Nachmals finden wir Girolamo wieder in Venedig mit verschiedenen 
Aufträgen beschäftigt; 1538 aber erhielt er einen Ruf an den Hof 
König Heinrichs VIII. von England, der den vielgewandten Künstler 
mit einem Jahrgehalt von 400 Scudi zum Architekten und Ingenieur 
ernannte, sich einen Palast von ihm entwerfen liess und ihn unter seine
	        
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