604
Buch.
XIII.
Kapitel.
Maler
Festlandes.
venezianischen
Jahr 1529 ist zwar von nachdrücklichster Lebendigkeit, die an einen
Einfluss Pordenonds erinnert, aber in der Farbe minder gelungen. Wir
finden dann den Künstler in Padua, wo er bis 1533 manche Fresken
und Altarbilder ausführte, von denen nicht viel erhalten ist. Dagegen
besitzt die Akademie zu Venedig ein Altarbild, welches den h. Fran-
ziskus mit Antonius und Johannes dem Evangelisten darstellt.
Als Florigerio nach seiner Heimath zurückgekehrt war, begegnete
ihm im Jahre 1539 das Missgeschick, durch Zufall beim Fechten seinen
Gegner zu tödten, was ihn zur Flucht aus Üdine bewog. Er ging
nach Cividale und kehrte erst 1543, nachdem die Verbannung gegen
ihn aufgehoben war, nach Üdine zurück, wo er bald darauf gestorben
zu sein scheint.
In Treviso finden wir um dieselbe Zeit ähnliche künstlerische
Strömungen, die aus der strengen mantegnesken Richtung des 15. Jahr-
hunderts zu den freieren Formen der neuen Zeit hinüberlenken. Unter
den älteren Künstlern ragt Pier Maria Pennacchi hervor, den wir in einer
Pieta des Museums zu Berlin, bezeichnet „Petrus Maria Tarvisio",
als einen Schüler der Paduaner von einer fast fratzenhaften Hässlich-
keit bei bleischwerem Kolorit kennen lernen. Aber der wackere Künstler
war entwicklungsfahig und hat offenbar in Venedig den Einfluss Bel-
lini's günstig auf sich wirken lassen. Die Pieta im Museum Correr
zu Venedig, welche das gefälschte Monogramm Dürer's trägt, beruht
zwar ebenfalls noch _auf der Richtung Mantegna's und verräth in der
Gestalt Christi eine wenig erfreuliche Herbigkeit, aber die beiden
Engel sind allerliebst, und das Studium der Form verräth einen ent-
schiedenen Fortschritt. Noch freier gestaltet sich seine Kunst an dem
Bilde der Verkündigung in S. Francesco della Vigna, wo auch die
Farbe grössere Weichheit zeigt, und noch entschiedener wendet er sich
dem neuen Stil zu in der grossen Halbiigur der Madonna, welche man
in der Sakristei der Salute sieht, die zwar sammt dem altklugen Kind
etwas spiessbürgerlich aufgefasst ist, aber in den vollen Formen und
dem weichen Kolorit den Einfluss Bellini's verräth. Wie weit er es
nach seiner bescheidenen Begabung durch ernsten Fleiss zu bringen
vermochte, erkennt man an der Himmelfahrt der Madonna im Dom zu
Treviso. Auch hier erhebt er sich in den Typen, namentlich der
Madonna, nicht zu eigentlichem Adel, aber die lebendig bewegte Gruppe
der Jünger und die frische kräftige Farbe mit ihren warmen Tönen
zeigt, dass Pennacchi sich eifrig fortschreitend entwickelte.
In seiner Schule bildete sich nun sein Sohn Girolmno Pennacclai,