Friauler:
Pordenone.
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In dieselbe Zeit fallen einige seiner besten Altarbilder; zunächst
die Tafel in S. Giov. Elemosinario, wo der heil. Rochus zwischen
Katharina und Sebastian dargestellt ist; sodann die grosse jetzt in der
Akademie befindliche mit der Verherrlichung des heil. Lorenzo
Giustiniani, ehemals in der Madonna dell' Orto. Man sieht in der Mitte
vor einer in Goldmosaik strahlenden Nische den Heiligen, eine ascetisch
dürre Greisengestalt, von zwei Knieenden verehrt; neben ihm steht einer-
seits der heil. Augustinus, gegenüber Johannes der Täufer, dazu noch
Franziskus und ein anderer Heiliger. So, meisterlich hier die Farben-
behandlung in ihrer harmonischen Kraft und dem weichen Schmelz
der Töne ist, so gediegen die technische Ausführung, so wenig an-
sprechend, so arm an geistiger Tiefe erscheinen die Gestalten. Am
unerfreulichsten wirkt die nüchterne Trockenheit im Kopfe der Haupt-
figur und die prahlerisch sich vor-drängende Athletengestalt des Täufers
mit der Muskulatur eines Herkules und dem ausdruckslos conventio-
nellen Kopfe. Wie weit bleibt der Künstler trotz aller Anstrengung
hinter der herrlichen Geistesgrösse Tizian's zurück!
Noch im Jahre 1538 finden wir Pordenone mit Aufträgen für
den Herzog von Ferrara betraut, für welchen er Scenen der Odyssee
als Vorlagen für Arrazzi zu malen hatte. Auf dringendes Verlangen
des Fürsten reiste er im Dezember desselben Jahres nach Ferrara,
WO er sofort begann, weitere Arbeiten für den Herzog auszuführen,
als er plötzlich heftig erkrankte und, ehe noch die Verwandten benach-
richtigt werden konnten, starb. Er wurde in der Kirche S. Paolo
bestattet und hinterliess eine Wittwe mit vier Kindern und einem
fünften, das sie unter dem Herzen trug.
Von Galeriebildern Pordenonds ist nicht viel Aechtes vorhanden.
Im Quirinal zu Rom sieht man eine treffliche Darstellung des heil.
Georg zu Pferde im Kampfe mit dem Drachen auf einem reichen
landschaftlichen Hintergründe; in der Kirche zu Torre im Friaill be-
findet sich ein grosses Altarbild der Madonna mit vier Heiligen; in
S. Maria degli Angeli auf Murano eine Verkündigung von auffallend
flüchtiger Ausführung. Mehrere Male hat Pordenone sich auch in jenen
einzelnen Halbfiguren versucht , welche Giorgione und Palma aufge-
bracht hatten. Ein Prachtstück dieser Art ist die Salome umit dem
Haupte des Täufers auf der Schüssel in der Galerie Doria zu Rom,
von glühender Farbe, von weichem goldigem Duft der Carnation, der
Kopf von verführerischem Reiz mit herrlich leicht gemalten Locken,
dies Alles wirksam hervorgehoben durch das prachtvoll rothe Gewand