598
Buch.
III.
Kapitel.
XIII.
Maler des
Die
venezianischen
Festlandes.
Bravour und koloristischer Gediegenheit kalt lässt. Solche Werke
sind es, die dem Barocco Thor und Thür geöffnet haben. Nur Ein-
zelnes, wie die Handwaschung des Pilatus ist vortrefflich, und die
Gruppe der ohnmächtigen Madonna erinnert in ihrer tiefen Empfindung
an Gaudenzio. Ein schönes Werk schuf Pordenone in derselben Zeit
in der anziehend frischen Tafel der thronenden Madonna mit den
Heiligen Paulus und Dominicus, die einen würdevollen knieenden
Stifter empfehlen, in der ersten Kapelle des rechten Seitenschiffes.
Inzwischen war der rastlose Künstler 1521 in seiner Heimath
gewesen, WO er namentlich am Palast Tinghi mythologische Fresken
ausführte, von denen noch Einiges in der Contrada S. Maria Mad-
dalena sichtbar ist. Bald darauf scheint er einen Abstecher gemacht
zu haben, der ihn mit den Schöpfungen Correggids und Michelangelds
bekannt machte, denn in den Temperabildern, die er 1524 für das
Orgelgehäuse von S. Maria in Spilimberg, sowie in den Fresken,
welche er für das Schloss daselbst ausführte, noch mehr in den Werken,
mit welchen er den Chor der Kirche von Travesio 1526 schmückte,
scheinen Einflüsse jener Meister mit einer immer mehr in's Gigantische
strebenden Richtung sich auszusprechen. Massvoller ist eine Altartafel
mit dem heil. Gotardo, jetzt im Stadthaus zu Pordenone, und eine
eben daher stammende Altartafel der Madonna, welche von der Familie
Ottobon verehrt wird, jetzt in der Akademie zu Venedig unter
Nr. 486, die indess doch ein ziemlich äusserliches Repräsentations-
stück ist.
Wir übergehen die Arbeiten für das Orgelgehause in dem Dom
zu Udine und die Fresken in der Pfarrkirche zu Casarsa, um
Pordenone nach Venedig zu folgen, wo er 1528 eintraf und sofort
den Chor der Kirche San Rocco zu malen hatte, Werke, welche von
Vasari gerühmt werden, jetzt aber nicht mehr vorhanden sind. Da-
gegen sieht man in derselben Kirche noch jetzt zwei grosse Bilder des
Christophorus und des h. Martin, bravourmässig und flott, mit kühnen
Verkürzungen, namentlich in der Figur des ritterlichen Heiligen, und
in kräftig warmem Kolorit hingeworfen. Dennoch war der Aufenthalt
des Künstlers in Venedig nur vorübergehend, da er schon 1529 wieder
in seiner Heimath auftaucht und im Herbst desselben Jahres nach
Piacenza berufen wurde, um die Madonna di Campagna mit Fresken
zu schmücken. Hier malte er in einer Kapelle das Leben der heil.
Jungfrau, in einer andern Scenen aus der Legende der h. Katharina
von Alexandria, sowie Propheten und Sibyllen in der Kuppel, dabei