Friauler
Pellegrino.
Pordenone.
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Sein reifstes und vollendetstes Altarwerk aber ist die grosse
i. J. 1529 um den Preis von 100 Dukaten ausgeführte Tafel in S. Maria
de' Battuti zu Cividale. Es ist ein stattliches Werk, welches die
Madonna, eine edle in einer halbzerstörten antiken Ruine thronende
Gestalt, enthält. Sie neigt sich huldvoll herab und hält das auf dem
Schosse stehende Kind, welches sich zu Johannes dem Täufer vor-
beugt. Diesem tritt der h. Donatus mit dem Modell der Stadt gegen-
über, eine herrliche Jünglingsgestalt in tief rother Dalmatika. Die
Madonna umgeben vier weibliche Heilige, Thekla, Euphemia, Dorothea
und Erasma, theils mit langen geflochtenen Zöpfen, theils in phan-
tastischen Turbauhauben. An den Stufen des Thrones sitzt ein eifrig
über die Laute vorgebeugter musizirender Engel, ganz nach Art
Bellinfs und Cima's. Die Jungfrauen gemahnen theils durch die gross-
artige Breite der Formen an Palma, theils durch den sinnigen Aus-
druck an Francia. Die Bewegungen sind durchweg edel, die Ge-
wänder von grossem freiem Wurf ohne alles Kleinliche, die Farbe ist
von frischem Glanz und von harmonischer Leuchtkraft, mehr an Gau-
denzio Ferrari _als an die Venezianer erinnernd. In jeder Hinsicht
gehört das schöne Werk zu den vollendeten Meisterschöpfungen der
freigewordenen Kunst. Auf den Seitenflügeln sind die Heil. Sebastian
und Michael dargestellt, während die ehemals das Werk krönende
Halbfigur Gottvaters Verschwunden ist. An Palma erinnert auch ein
im Palazzo Giovanelli zu Venedig befindliches Bild der Madonna mit
vier Heiligen aus Pellegrinds späterer Zeit. Der Künstler lebte noch
bis 1547; von den zahlreichen urkundlich erwähnten Arbeiten dieser
letzten Jahre scheint aber nichts mehr vorhanden.
Eine ähnliche Bedeutung hat der unter dem Namen Pordenmze
nach seinem Geburtsort benannte G501). Antonio Uorticelli, der auch
unter den Benennungen Regillo oder Licinio oder De Sacchis vor-
kommt. Er wurde 1483 als jüngerer Zeitgenosse Pellegrinds in
Pordenone geboren, wo sein aus Brescia oder Lodi stammender Vater
Baumeister war und den Sohn schon früh nicht bloss im Zeichnen und
sogar im Latein, sondern auch in Gesang und Musik unterrichten liess.
Dies gab dem jungen Künstler jene allgemeinere Bildung und Welt-
gewandtheit, die ihn von dem meist in kleinen Provinzialstädten sein
Leben verbringenden Pellegrino unterscheidet und ihn naohmals be-
fahigte, in den grossen Kreisen der Welt, namentlich in Venedig mit
Erfolg aufzutreten und sich Bahn zu brechen. Vielleicht zehn Jahre
jünger als Pellegrino, scheint er von diesem in Udine die erste künst-