590
Buch.
XIII.
Kapitel.
Die
Maler
des venezianischen
Festlandes.
Heiligen Petrus und Hermagoras, innen die vier Kirchenvater dar-
stellend. Diese im Jahr 1521 vollendeten Bilder, jetzt im Stadthaus
daselbst, sind durch Uebermalungen so übel zugerichtet, dass sie kaum
noch ein Urtheil zulassen. Zunächst malte Pellegrino dann 1519 für die
Schneiderzunft in Udine die jetzt in der Akademie zu Venedig be-
ündliche, auf zwei Tafeln dargestellte Verkündigung, Nr. 532 u. 562,
die mit seinem Namen und der Jahreszahl bezeichnet ist. (Fig.131).
Figuren von ansprechender Einfachheit der Empfindung, deren enger
scharfer Faltenwurf und frische kräftige Farbenbehandlung noch etwas
alterthünllich erscheinen und an Cima gemahnen. Die ebendort unter
Nr. 563 aufgestellte Verkündigung stammt aus Pellegrinols späterer
Zeit, wie die geschmeidigeren Formen und das weichere Kolorit ver-
rathen. Eine Fusswaschung im Pal. Reale zu Venedig erinnert stark
an dieselbe Üomposition in S. Daniele.
Von mehreren anderen Arbeiten, welche Pellegrino in den folgenden
Jahren ausgeführt hat, ist uns nichts erhalten; dagegen glaube ich
ihm ein grosses Altarwerk zuschreiben zu dürfen, welches mit seinem
reichgeschnitzten und vergoldeten Rahmen im Dom zu Aquile ja hinter
dem Hochaltar oben an der Wand der Apsis befestigt ist. Es enthält
in drei Abtheilungen in der Mitte Petrus und Paulus, grosse würdige
Gestalten in kräftigem freien Faltenwurf; den landschaftlichen Hinter-
grund schmücken antike Ruinen mit prächtigen korinthischen Säulen.
Auf dem rechten Seitenfeld sieht man einen langbärtigen Greis in
leuchtend hellrothem Mantel, in einem Buche lesend, neben ihm steht
die elegante Figur eines jugendlichen Ritters, in Panzer und rothem
Barett, in der Hand eine Fahne mit rothem Kreuz auf weissem Grunde
haltend. Auf der anderen Seite ist ein Bischof in röthliclier Dal-
matika dargestellt, neben ihm ein jüngerer Heiliger in grünem Mantel;
den Hintergrund beleben auch hier antike Gebäude. Im oberen Auf-
satz ist der zum Himmel fahrende Christus in würdiger Haltung empor-
schwebend mit der Fahne dargestellt, neben ihm in den durch Voluten
gebildeten kleinen Seitenfeldern zwei Propheten mit Spruchbändern.
In der Predella sieht man drei hübsch und lebendig erzählte Scenen
aus dem Leben eines Bischofs. Das Werk hat vielfach gelitten, ist
aber, wie es scheint, wenigstens durch keine nachbessernde Hand ent-
stellt worden. Die Freiheit der Bewegungen, die Breite und Einfachheit
des schön fliessenden Faltenwurfs, die weiche Modellirung der Köpfe,
die gediegene Durchführung in einem kräftigen Kolorit, das Alles lässt
auf Pellegrinds mittlere Zeit schliessen.