Friauler: Pellegrino.
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Bescheidenheit bekennt er auf der Tafel, dass er sie mit geringem
Talent ausgeführt habe („Johanes Ütinensis parvo ingenio fecit").
Auch die kleine Madonna vom Jahr 1498 im Museum Correr zu
Venedig trägt bei kräftiger Farbe doch dasselbe ängstliche und müh-
same Gepräge.
Erst gegen Ende des Jahrhunderts erhebt sich im Friaul ein
Künstler, der alle vorangegangenen an Talent und Ausbildung weit
überragt und auch hier die Malerei zur freien Entfaltung bringt. Es
ist Martina da Uddne, bekannter unter dem Namen Pellegrino da San
Daniele. Ueber sein Geburtsjahr wissen wir nichts, nur dass er in
Üdine als Sohn eines dort und im benachbarten San Daniele viel be-
schäftigten Malers Battista, der aus Slavonien stammte, aufwuchs. Die,
Anfänge in der Kunst verdankt er ohne Zweifel seinem Vater, doch
wird er zeitig nach Venedig gewandert sein, wo Cima fast mehr noch
als Bellini auf ihn einwirkte. Als fertiger Meister tritt er sodann 1491
bei einem Auftrage für Freskomalereien in der Kirche zu Villanuova auf,
wobei er mit einem Goldschmied in San Daniele in Verbindung trat.
Da diese Werke untergegangen sind, so dürfen wir eine Altartafel in
der Kirche von Osopo vom Jahr 1494 als sein frühestes vorhandenes
Werk betrachten. Es ist eine thronende Madonna mit acht Heiligen,
und mit drei musizirenden Engeln an den Stufen des Thrones; in An-
ordnung und Auffassung getreu an Bellini sich anschliessend, in der
Behandlung eine nicht geschickte Nachahmung des scharfen und harten
Stils Cima verrathend. Auch in den folgenden Jahren wurde er mit
zahlreichen Aufträgen bedacht, da er offenbar schon damals unter seinen
Landsleuten als der tüchtigste Maler gelten durfte. Damals verheirathete
er sich mit der Tochter des Thorhauptmanns zu Üdine und erhielt die
Anwartschaft auf diese Stelle, wogegen er sich verpflichtete, unent-
geltlich die Falmen und Wappenschilde der Stadt sowie die Markus-
bilder in und ausserhalb derselben zu malen. Dennoch finden wir ihn
im Herbst 1497 im Begriff, die Heimath zu verlassen und nach Rom
zu reisen, als ein grösserer Auftrag ihn zunächst von diesem Plane
abwendete und zu bleiben veranlasste. Die Brüderschaft von S. Anto-
nio in S. Daniele nämlich gab ihm den Auftrag, den umfangreichen
Bilderschmuck ihrer Kirche zu erneuern. Die kleine Stadt liegt auf
einem jener steil aufragenden Felsrücken, wie sie Tizian so oft in
seinen Bildern darstellt, hoch über der Schlucht, durch welche der
Tagliamento mit seinen reissenden Fluthen aus den Gebirgsengen der
Alpen in die Ebene hervorbricht, überragt von den kühn geschwungenen