Yeroneser 1
Girolamo Mocetto.
Francesco Torhido.
der Farbe ausgezeichnet. Schwächer ist die Fusswaschung, nament-
lich in den Köpfen etwas leer und gleichgültig, die Behandlung weniger
sorgfältig. Zu demselben Cyclus gehört eine Reihe von sechs ein-
zelnen Heiligen, die wieder überaus gediegen behandelt sind.
Aus dem Jahr 1519 besitzt die Nationalgalerie zu London ein
tretlliches Bild des h. Rochus, ausserdem eine schöne h. Familie, ein
Werk, welches wie überhaupt die späteren Arbeiten des Künstlers, den
Einfluss Rafaels in anziehender Weise verräth. Noch mehrere tüchtige
Bilder sieht man in der Galerie zu Verona, namentlich sein grosses
Hauptwerk der thronenden Madonna, welche von Engeln und den alle-
gorischen Gestalten der sieben Tugenden, sowie acht Heiligen umgeben
ist, und ausserdem die Halbfigur der Stifterin, einer Gräfin de Sacco,
zeigt. Dies Bild vom Jahr 1522 bezeichnet in Grossartigkeit der An-
ordnung, lebensvoller Freiheit der Gestalten, gediegener Modellirung
und kraftvoll leuchtendem Kolorit die Höhe dessen, was die vero-
nesische Schule in dieser classischen Epoche erreicht hat.
In diese Reihe gehört auch der mehr durch seine Kupferstiche
beachtenswerthe Girolavno Mocetto, der in seinen durchweg etwas alter-
thümlichen Bildern sich als Schüler der Bellini und Vivarini zu er-
kennen gibt. So in einer Madonna der Galerie zu Vicenza, welche
seinen Namen trägt, während eine ebenfalls bezeichnete Madonna in
S. Nazaro e Gelso zu Verona ein etwas schwächliehes Werk ist,
dessen demonstrative Frömmigkeit eigenthümlich genug zwischen Pe-
rugino und Correggio schwankt. An die Vivarini erinnern die derben
leuchtenden Heiligenfiguren auf den Glasfenstern in S. Giovanni e
Paolo zu Venedig, welche ebenfalls seinen Namen tragen. Ein
männliches Bildniss endlich, ebenfalls bezeichnet, besitzt die Galerie
zu Modena.
Mit Francesco Torbiclo, genannt ßil Moro, dringt sodann der aus-
schliessliche Einfluss der Venezianer in Verona ein, und zwar ist es
Giorgionds Kunst, welche auf ihn entscheidend gewirkt hat. In S. Zeno
sieht man eine thronende Madonna mit Heiligen, die weniger in der
Färbung als vielmehr in der freien Lebendigkeit der Anordnung auf
venezianische Kunst hinweist; im Chor des Domes malte er nach
Entwürfen Giulio Romands grosse Fresken aus der Geschichte der
Madonna in kolossalem Maassstab, bezeichnet mit dem Namen und der
Jahrzahl 1534.