Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

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Buch. 
XIII. 
Kapitel. 
Festlandes. 
des venezianischen 
Maler 
druck und mildem, klarem Kolorit; eine andere ähnliche in der National- 
galerie zu London, dort dem Girolamo dai Libri beigelegt, mit etwas 
kleinlichen Zügen, aber herzig im Ausdruck und von frischer, warmer 
Färbung. Im Dom von Verona Enden sich in der Cappella Emilii 
zwei treffliche Tafeln mit den Aposteln Jakobus und Johannes und 
einem knieenden Stifter aus seiner besten Zeit, in der Galerie eine 
h. Katharina mit einem knieenden Stifter, in der Galerie zu Bergamo 
eine Madonna mit vier Heiligen von 1520, mit dem Namen des Künst- 
lers bezeichnet, ein etwas schwächeres Werk; eine kleine Madonna 
endlich in der Galerie zu Padua, wiederum recht anziehend. 
Im Wetteifer mit diesem liebenswürdigen Künstler entwickelte 
sich Girolaano dai Libwl (1474-1556), der die erste Anleitung zur 
Kunst durch seinen Vater, einen Miniaturmaler Namens Francesco 
erhielt, von welchem denn auch Girolamo seinen Beinamen empfing. 
Ein frühes Bild in der Kirche zu Malsesine am Gardasee, die Kreuz- 
abnahme in figurenreicher Composition darstellend, ist bei tüchtigen 
Eigenschaften nicht frei von alterthümlichen Härten und Mängeln. 
Später entwickelte sich der begabte Künstler im Anschluss an Caroto 
zu freierer Auffassung und zu einem Stil von grösserer Weichheit und 
Fülle. So findet man ihn auf einer Altartafel im rechten Querarm 
von St. Anastasia, welche die thronende Madonna mit zwei Hei- 
ligen und zwei knieenden Stiftern darstellt. Es ist ein energisches 
Werk von einem Gepräge stiller Andacht, in der entschiedenen Form- 
bezeichnung und der tiefen Färbung zwischen Mantegna und Bellini 
stehend. Die köstlichen, über den Thron herabhängenden Frucht- 
schnüre erinnern an die Sitte der Paduaner. Auf ähnlicher Stufe be- 
findet sich ein Bild in der Galerie, welches von den beiden Kaninchen 
im Vordergrunde die Bezeichnung des Kaninchenbildes erhalten hat. 
Es stellt die Verehrung des Ohristkindes im Beisein Johannes des 
Täufers und des h. Hieronymus dar und zeichnet sich durch leben- 
digen Ausdruck, tüchtige Modellirung und einen sorgfältig ausgeführten 
landschaftlichen Grund aus. Eine Madonna von ähnlicher Behandlung, 
ehemals in S. Leonardo, befindet sich jetzt in Hamilton Castle bei 
Glasgow. Eine andere Madonna mit den Heil. Zeno und Bartholomäus, 
ehemals in S. Maria in Organe, jetzt in der Galerie zu Berlin, ist ein 
Werk von grossartigem Ernst der Auffassung bei tiefer Kraft des Kolo- 
rits, das namentlich in der Landschaft fast zu dunkel wirkt. Auf den 
Werken dieser mittleren Zeit sieht man den beweglichen Künstler 
unter dem Einfluss Morone's, mit dem er auch zusammengearbeitet hat.
	        
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