Giov.
Veroneser:
Franc.
Caroto.
Domenico
Morone.
575
häuslicher Arbeit dargestellt ist, übrigens von einer an Mantegna erin-
nernden Hässlichkeit und Schärfe der Zeichnung. Zwei andere Madonnen-
bilder, im StädePschen Museum zu Frankfurt und in der Galerie zu
Berlin, sind von mehr zartem, liebenswürdigem Charakter, namentlich
das Berliner Bild, welches durch feinen goldigen Ton und herzliche
Empfindung fesselt. Hier ist schon ein Uebergang zu seinen späteren
Arbeiten zu bemerken, die zunehmend freier und breiter in den Formen,
dabei kräftiger im Farbenaccord werden. Mehreres in der Galerie zu
Verona, namentlich eine das Kind anbetende Madonna, eine Tafel
mit dem h. Franziskus, eine andere Madonna mit dem Kinde u. s. w.
Zu seinen besten Arbeiten gehören aber seine Fresken in S. Eufemia,
welche die Geschichte des Tobias in freier Lebendigkeit und duftiger
an Francia erinnernder Färbung schildern. Von ähnlicher Auffassung
ist das Altarbild in S. Stefano, welches die auf Wolken schwebende
Madonna mit zwei Heiligen darstellt, edel empfunden mit milden Cha-
rakteren und tiefer Färbung in poetischer Landschaft. Ein herrliches
Altarbild seiner mittleren Zeit in S. Fermo, bezeichnet mit der Jahr-
zahl 1528 und dem Namen F. KROTO, stellt die Madonna mit dem
Christkind und der h. Anna auf Wolken thronend und von Engeln
umschwebt dar, von vier prachtvollen Heiligen verehrt, unter welchen
Franziskus mit einem an Correggio erinnernden Ausdruck nach der
Erscheinung hinaufweist, und auch Sebastian sich durch lebhafte und
ausdrucksvolle Bewegung auszeichnet. Auch in der süssen Lieblichkeit
der Madonna und der Anmuth des Kindes klingt ein Ton von Cor-
reggio's Kunst an; im Uebrigen zeugt die Composition von wahrhaft
rafaelischer Schönheit und auch die freie schwungvolle Malerei stempelt
dies Werk zu einer der vollkommenen Schöpfungen der neuen Zeit.
An Francia erinnert dann wieder die wohl etwas frühere Altartafel
mit Sebastian und Rochus in S. Giorgio in -Braida, ein Bild von
weichem mildem Ausdruck; dagegen verräth ebendort die h. Ursula
vom Jahr 1545, mit dem Namen des Künstlers „Fr. Carotus" bezeichnet,
durch die conventionelle Leere der Köpfe, die manierirten Gewänder,
die {laue Färbung die völlige Altersschwäche des Künstlers.
Von dem Einfluss Mantegnafs ist auch Domenico Morone be-
herrscht, der 1442 geboren, bis 1508 sich verfolgen lässt, uns haupt-
sächlich durch die malerische Ausschmückung des Refektoriums im
Kloster S. Bernardino bekannt. Es ist ein ausgedehntes Werk; an
der oberen Schmalwand sieht man die thronende Madonna, von einer
Anzahl pausbäckiger Engel umgeben und von zwei tüchtig gemalten