574
Buch.
XIII.
Kapitel.
Die
Blaler
des
Festlandes.
venezianischen
und tüchtig in mantegnesken Formen. Die dritte Abtheilung dürfte
wieder Falconetto angehören, denn hier erhebt sich ein mit vorspringen-
den Flügeln frei und" grossartig componirter Triumphbogen, der mit
dem ganzen dekorativen Apparat der klassischen Architektur geschmückt
ist und in den Nischen reich mit Statuen, auf den Postamenten da-
zwischen mit paarweis gemalten Kinderiiguren bedeckt ist; auch hier
ist die Perspektive meisterlich gehandhabt. Falconetto hat offenbar, was
ihm an architektonischen Phantasieen in Wirklichkeit auszuführen ver-
sagt war, über die geduldigen Wände mit rührendem Eifer ausgegossen.
Neben ihm ist in der älteren Generation Niccolö Giolfiwo zu
nennen, den wir bis 1518 verfolgen können. In den früheren Arbeiten
erinnert er theils an Liberale und daneben an die Sienesen, in den
späteren verräth sich der rafaelische Einfluss. Mehrere Tafelbilder be-
sitzt das Museum zu Verona, so zwei Madonnen unter Nr. '79 und 82,
von denen die letztere durch das tiefe fast ferraresische Kolorit auffällt.
Aus dem Jahr 1486 sieht man in S. Maria della Scala eine Aus-
giessung des h. Geistes, mit dem Namen des Künstlers bezeichnet.
Einen überaus freien und breiten Stil zeigen die Fresken in S. Ber-
nardino, anziehend und schlicht, dabei lebendig erzählt, mit tüchtigen
Charakterköpfen und heiteren landschaftlichen Hintergründen, die Farbe
etwas kühl, wohl stark verblichen. Anderes in S. Maria in Organo,
Fresken der h. Kreuzkapelle, die ein rafaelisches Gepräge tragen.
Eine Tafel des Künstlers im Museum zu Berlin Nr. 1176 mit der
Madonna und den Gestalten der drei göttlichen Tugenden erinnert
durch den kräftigen Ton der Farbe, namentlich das saftige Grün wieder
an die Ferraresen.
Eine bedeutendere Stellung nimmt der 1470 gebßrelle Giflwwni
Fmncesco Caroto ein, der seine erste Ausbildung bei Liberale empfing,
sich dann zu strenger Abhängigkeit von Mantegna bekannte, später
aber, etwa seit 1508 nach Verona zurückgekehrt, zu einer freieren
Kunstweise im Sinn der neueren Zeit sich aufschwang. Er wurde dann
nach Mailand berufen, wo er für die Visconti, sodann nach Scala, wo
er für die Grafen Montferrant Arbeiten ausführte. Um diese Zeit nahm
auch ihn der Einfluss RafaeYs gefangen, der zuletzt bei dem bis 1546
lebenden Künstler sich stark in Manier verflachte.
Eins seiner frühesten Bilder, mit dem Namen des Meisters be-
zeichnet, ist eine leider stark übermalte Madonna in der Galerie von
Modena, einzig in ihrer Art durch die gemüthlich spiessbürgerliche
Auffassung, nach welcher die Madonna mit Nadel und Fingerhut bei