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Maria Falconetto.
Giovanni
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und Andern eine Prachtdekoration, in welcher sich die Begeisterung
für die klassische Architektur mit verschwenderischer Ueppigkeit gel-
tend macht. Es ist ein Gesammtdenkmal dieser Richtung, wie selbst
Italien kein zweites bietet. Das früheste scheint an der ersten Kapelle
des rechten Seitenschiffs, denn hier ist die Composition noch massig
und schüchtern, und die Motive der Porta Borsari, namentlich die ge-
wundenen Säulen sind unverkennbar. Die Figuren, welche den Bau
beleben, verrathen noch eine gewisse Aengstlichkeit und Unfreiheit bei
kurzen Verhältnissen. Das Ganze ist übrigens in Verbindung gesetzt
mit bemalten plastischen Figuren und mit dem Aufbau der in tiefen
Nischen angebrachten Altäre. Die zweite Abtheilung ist durch jene
Inschrift als Werk Falconettds bezeichnet, und bildet eine der pracht-
vollsten und reichsten Compositionen nach Art eines römischen Triumph-
bogens. Der das Ganze abschliessende Bogengiebel enthält eine Pieta
und Engel mit den Leidenswerkzeugen; dann folgen in offenen, ge-
schickt perspektivisch gemalten Nischen St. Michael als Seelenwäger
und St. Georg als Drachentödter, daneben und darüber in drei Ab-
theilungen einzelne Heilige in bemalten Flachnischen. S0 meisterlich
Architektur und Perspektive gehandhabt sind, so Wenig genügen die
schwerfalligen und untersetzten Figuren. Nicht minder reich ist das
dritte Feld derselben Seite, das wieder eine andere Composition des
Triumphbogens mit vorspringenden Flügeln aufweist. Das Ganze wird
durch einen breiten Giebel geschlossen, in welchem Engel ein Medaillen-
bild Christi halten. Hier ist auch die Architektur bunt gemalt und
völlig mit klassischen Fabelwesen aller Art, mit Tritonen, Nereiden,
Seepferden u. dergl. geschmückt. Aber auch hier sind die Figuren
von derselben Schwerfalligkeit.
Auf der linken Seite beginnt die Reihenfolge mit einer ähnlichen
triumphbogenartigen Composition, die in offenen Bogenstellungen zu
beiden Seiten übereinander zwei Heilige enthält, von denen der untere
links durch ein späteres Grabmal verdeckt ist. Auf dem untern Ge-
balk sind musizirende Engel, auf dem oberen andere mit Marterinstru-
menten farbig dargestellt. Die Formen sind scharf und bestimmt im
Stil Mantegnäs, die sehr tüchtigen Gestalten überaus lebendig. In
der zweiten Abtheilung hat die architektonische Composition durch zu
eng gestellte Glieder einen minder freien, vielmehr etwas monotonen
Charakter. Das Gesims der grau in grau gemalten Architektur ist
von steinfarbenen Statuen bekrönt, in den Nischen dagegen sieht man
wieder farbig gemalte Heilige, dabei spielende Kinder, ähnlich anziehend