572
Buch.
XIII.
Kapitel.
Maler
Festlandes.
venezianischen
classischen Alterthums, und Vasari erzählt, er habe sich zwölf Jahre
hindurch in Rom mit leidenschaftlicher Hingabe dem Studium der
antiken Denkmale gewidmet; um aber dafür die Mittel zu erschwingen,
habe er sich einige Tage der Woche zu einem Maler verdungen, um
dann die übrigen Tage seinen Studien sich hingeben zu können. So
habe er in und bei Rom, sowie im Gebiet von Spoleto und Neapel so
gründliche Kenntnisse der antiken Architektur gewonnen, dass er
später in seiner Heimath befähigt gewesen sei, als selbständiger Architekt
aufzutreten. Was er als solcher vermochte, zeigen seine Werke in
Padua, namentlich der edle Palazzo Giustiniani. Indess durch die Ver-
hältnisse gehindert, seiner architektonischen Phantasie in Bauten zu
genügen, gab er sich, wie Vasari berichtet, hauptsächlich der Malerei
hin. Wenn anderweit erzählt wird, er habe diese Kunst bei Melozzo
da Forli erlernt, so ist diess wohl möglich, doch erscheint in seinen
Arbeiten der Einfluss Mantegna's entscheidender. In den Figuren
erinnert er zugleich an Liberale und Pisanello.
Am wenigsten sind Tafelbilder seine Sache, wie man an dem
wunderlichen Bilde des Museums zu Verona sieht, welches den Kaiser
Augustus und die Sibylle darstellt. Mit grossem Fleiss, aber in schar-
fer harter Behandlung durchgeführt, verräth es nur eine mässige Kennt-
niss der Gestalt und macht namentlich durch den reichen plastischen
Goldschmuck einen alterthümlichen Eindruck. Weit glücklicher ist
der Künstler in seinen Fresken, wie man zunächst an der Kuppel der
Kapelle S. Biagio in S. Nazaro e Celso sieht, deren Wände von
Montagna mit Fresken geschmückt wurden. (I, 477.) Falconetto malte
hier 1493 unter dem Einlluss der Eremitani-Kapelle eine Decke von
höchster ornamentaler Pracht: graue Ornamente von herrlicher Erfin-
dung, dabei die Gewölbrippen als üppige Fruchtschnüre behandelt, eins
der reichsten Dekorationswerke dieser Zeit.
Noch glänzender bethätigte sich die dekorative Kunst des Meisters
an den seit Kurzem aufgedeckten Wandgemalden im rechten Seiten-
sehilf des Domes, wo man über dem zweiten Altare rechts den Namen
des Künstlers und die Jahrzahl 1503 liest. Sie stehen im Zusammen-
hang mit einer ausgedehnten Dekoration, welche die Wände der beiden
Seitenschiffe völlig bedeckt, indem sie die drei jederseits befindlichen
Altäre mit einer grossartigen, auf's reichste iigürlich geschmückten
Scheinarchitektur belebt. Ohne Frage wirkten dabei die noch vor-
handenen römischen Triumphpforten in Verona auf die Phantasie des
Künstlers, und er schuf hier im Wetteifer mit Francesco Bonsig-nori