Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

besonders an dem rosigen Schimmer und der Vorliebe für piirsich- 
blühende Gewänder leicht erkennbar. Im Ganzen ist er Weniger zu 
Hause im Andachtsbild; doch besitzt der Dom zu Treviso eine grosse 
Anbetung der Hirten von edelstem Gehalt, und die Sakristei ein noch 
alterthümlich angeordnetes Bild, wo die Verkündigung, Geburt, Grab- 
legung und Auferstehung Christi, sowie die Himmelfahrt der Madonna 
in kleinen Figuren auf reichem landschaftlichem Grunde dargestellt 
sind. In der Akademie zu Venedig ist weniger die sehr oberlläch- 
liche Darstellung des Paradieses, Nr. 526, dßSSen lockere stillose Com- 
position sehr bezeichnend für die Gränzen des Meisters ist, als viel- 
mehr das grosse mit dem Namen des Künstlers versehene Prunkbild 
aus der Scuola di S. Marco erwähnenswerth. Man sieht in einer 
prachtvollen Architektur, von einer glänzenden Rathsversammlung um- 
geben, den Dogen thronen, welchem ein Fischer ehrfurchtsvoll den 
Ring überreicht, den er vom h. Marcus erhalten hat. Hier ist in 
dem lichtstrahlenden Goldton der Architektur, in der glühenden Pracht 
der Gestalten das Höchste erreicht, was die historische Ceremonien- 
malerei bei den Venezianern geschaffen hat, die Vollendung dessen, 
was Carpaccio und Gentile Bellini angestrebt hatten, die festliche Ver- 
herrlichung des höchsten Glanzes der Lagunenstadt. Die Malerei zeigt 
köstlichen Schmelz" und duftig weiche, doch dabei kraftvolle Behandlung. 
Weit weniger ist der Künstler in "Darstellungen zu Hause wie dem 
Abendmahl in S. Giovanni in Bragora. Auch die Tafel der Brera, 
welche die in Erwartung des heiligen Geistes um die Madonna ver- 
sammelten Apostel schildert, verrath durch die kleinlichen Motive den 
Mangel an Grösse des Stils. Ebenso ist in derselben Sammlung der 
von Engelschaaren umgebene auf Wolken schwebende Erlöser, welchem 
die Madonna den h. Dominicus empfiehlt, unruhig und schwach in der 
Composition und nur durch eine köstliche Landschaft anziehend. Auch 
die Taufe Christi ebendort hat eine jener schönen Landschaften, in 
denen sich der Vorgang Palmafs zu erkennen giebt. Im Pal. Brignole 
zu Genua sieht man eine treHliche h. Familie, ein Bild, das jedoch 
gelitten hat, im Pal. Colonna zu Rom zwei vorzügliche h. Familien 
in der idyllischen Art Palma's. 
Am höchsten steht der Meister in der Einzeliigur und dem Bild- 
niss, wo seine ganze Feinheit zur Geltung kommt. So im Pal. Doria 
zu Rom ein Halbfigurenbild des Mars mit Venus und Amor, in der 
Nationalgalerie zu London eine etwas lüsterne Darstellung von Daphnis 
und Chloö, ausserdem aber eines seiner köstlichsten Frauenbildnisse,
	        
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