Fresco
Onofrio
Rom.
ebensowenig wissen wir mit Bestimmtheit, ob er in früher Zeit in Rom
gewesen ist. Dennoch wird ein Aufenthalt daselbst etwa im Anfang
der achtziger Jahre überaus wahrscheinlich. Wir wissen, dass damals
eine Anzahl der bedeutendsten llorentinischen Künstler dort mit Aus-
malung der sixtinischen Kapelle beschäftigt war. Es steht leicht zu
vermuthen, dass es auch Lionardo dort hinzog, schon wegen der Be-
geisterung für das klassische Alterthum, welche ihn erfüllte. Dazu
kommt, dass sich in Rom ein Werk erhalten hat, welches nach all-
gemeiner, übereinstimmender Ueberzeugung nur von Lionardo her-
rühren kann , und das doch in keine spätere Zeit zu setzen ist. Es
Madonna von Lionardo, in S.
Onofrio.
Rom.
ist die in einer Lünette des Klosters S. Onofrio in Fresco ausge-
führte Madonna mit dem Kinde, welche von einem knieenden Donator
verehrt wird. (Fig. 3). Die Madonna ist eine grossartige Gestalt von
vornehm huldvoller Erscheinung, welche über das eng Bürgerliche der.
florentinischen Madonnen weit hinausragt, während das nackte Kindchen
auf ihrem Schoosse denen des Lorenzo di Oredi verwandt erscheint.
Mit Innigkeit blickt die Mutter auf das Kind herab und lässt dem
Kleinen, der sich lebhaft zum Segnen gegen den Stifter vorbeugt,
scheinbar völlige Freiheit, während sie in Wirklichkeit es an einem
Leibband hält, es sorglich behütend. Zwei köstliche Röthelstudien zu
dem Christuskinde sieht man auf einem Blatt zu Windsor (Nr. 6G), Der
Donator kniet mit dem Ausdruck treuherziger Frömmigkeit zur Linken