Buch.
Kapitel.
Lionardo
Vinci.
Könige in den Uffizien, die er nur in brauner Untermalung begonnen
hat; die Fedgrgkizze dazu befindet sich in derselben Sammlung. In
dieser ungemein reichen lebensvollen Composition (Fig. 2) thut er einen
bedeutenden Schritt über das bis dahin Herkömmliche hinaus. Die
Madonna, eine holclselige Gestalt, auf einem Felsabhang sitzend, nimmt
die Mitte des Bildes ein. Sie neigt sich liebevoll über das Kind und
hält dasselbe sorglich umarmt, da dieses sich lebhaft zu dem ältesten
der drei Könige herabneigt und mit dem linken Händchen nach dem
Gefässe langt, welches dieser mit dem Ausdruck innigster Verehrung
ihm knieend darreicht. Gegenüber kniet ein jugendlicher König, der
mit inbrünstiger Andacht auf die schöne Gruppe blickt und ebenfalls
eine Gabe fast zaghaft hinhält. Den dritten der Könige erblickt man
hinter der Madonna. Von allen Seiten drängen Männer und Frauen,
Greise und Jünglinge in freudiger Erregung heran, so dass keine
gleiehgültige Figur sich bietet, vielmehr jede in reicher Abstufung der
Empfindung an dem Vorgang theilnimmt und ein rauschender Klang
der Freude das Ganze durchdringt. Dabei ist bewunderungswürdig,
mit welcher Weisheit der Künstler ohne allen Zwang das Ganze im
herrlichsten Rhythmus symmetrisch aufgebaut hat, wie schön er durch
Vertheilung von Licht und Schatten die Gruppen gesondert und durch
edle Linienführung wieder verbunden hat. Seiner Lust an Pferden
hat er durch Hinzufügung einiger Reitergestalten Genüge gethan, den
Hintergrund sodann nach der Sitte der Zeit mit mancherlei kleinen
Scenen von Kämpfen, Ueberfällen u. dgl. ausgefüllt, wobei das Pferd
Wieder eine grosse Rolle spielt. Bei allem Reichthum herrscht aber
doch in der Composition eine Einheit und Geschlossenheit, welche einen
erheblichen Fortschritt über die früheren Behandlungen des Themas
bekundet. Milanesfs Vermuthung, dass dieses Bild mit dem im März
1481 von den Mönchen von S. Donato ihm um 300 Goldgulden ver-
dungenen Altarbilde identisch sei, hat viel Wahrscheinliches. Zu Va-
sari's Zeit befand sich das Werk im Hause des Amerigo Benci. Drei
Jahre vorher, am Neujahrstage 1478, hatten die städtischen Behörden
ihm ein kurz zuvor dem Pollajuolo zugesagtes Altarbild für die Bern-
hardskapelle des Palazzo Vecchio übertragen. Wenn man einen älteren
'Meister zu Gunsten eines jüngeren zurücktreten lässt, so ist dies wohl
der stärkste Beweis von der Bedeutung, die man letzterem zugesteht.
Auch dieses Werk erhielt erst nachmals durch Filippino Lippi (I. 366)
seine Vollendung.
Wie lange Lionardo in Florenz geblieben, ist nicht überliefert;