Tizian.
Venusbilder.
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stillen Behagens, der nach erfrischendem Bade oder nach erquickendem
Schlummer den ganzen Körper durchpulst. Zu ihren Füssen liegt ihr
Schoosshündchen gekauert; im Hintergrunde des Gemaches sind zwei
Zofen beschäftigt, aus einer Truhe die Gewänder für die Herrin her-
vorzusuchen. Hier sind die Formen voller, frauenhafter, und doch
noch ein geschmeidig schlanker Wuchs, dabei in Kopf und Gestalt
ein wunderbar fesselnder individueller Reiz. Die Schöne hält in der
Rechten einen Rosenstrauss, während die Linke nachlässig im Schoosse
ruht. Bewundernswürdig ist die Modellirung dieser köstlichen Formen,
Ruhende Venus,
nafzh Tizian.
Dresden.
die wie in Licht gebadet, von dem weissen Linnen mit dem warmen
Hauch pulsirenden Lebens sich abheben.
Das Motiv war so allgemein beliebt, dass Tizian es später noch-
mals einer Umgestaltung unterwarf und. in ähnlicher Lage jenes üppige
Weib mit voll entwickelten Formen malte, welches wir in der zweiten
Venus der Üffizien (Nr. 1108) bewundern. Hier ist eine an die
Antike erinnernde Grossartigkeit und Macht frauenhafter Erscheinung
erreicht, wunschlos und leidenschaftslos ruhend, wie die ewigen Götter,
huldvoll dem süssen Geflüster eines reizenden Amors lauschend, der
ihren herrlichen Hals umschlingt und mit ihr kost, während das Schooss-