Tizian.
und
Altartafeln
Fresken.
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ihr besonderes anmuthvolles Gepräge empfangen. Die zarte Liebens-
würdigkeit des Ausdrucks, die sorgfältige Feinheit der Ausführung, die
sich namentlich auch auf die Landschaft erstreckt, der goldig klare
Ton deuten auf die Frühzeit des Meisters. Eine alte Kopie des Bildes
besitzt das Museum zu Berlin.
Aber auch zum feierlichen Votivbild wurde dem Meister schon
früh Gelegenheit geboten, durch jenen Jacopo Pesaro, der, aus einem
berühmten Patriziergeschlecht entsprossen, als Bischof von Paphos auf
Cypern den Beinamen Baffo erhielt und sich 1503 durch Kriegsthaten
gegen die Türken auszeichnete. Zur Erinnerung an diese Ereignisse
liess er 1503 das Altarbild malen, welches nach manchen Schicksalen
in das Museum von Antwerpen gelangt ist. Es stellt den h. Petrus
dar, welcher rechts auf einem prächtigen mit mythologischen Reliefs
geschmückten Throne sitzt und sich zu dem knieenden Pesaro neigt,
welcher ihm durch Papst Alexander VI. empfohlen wird, dessen Standarte
er trägt. Es ist ein nobles Bild, von feierlicher Würde und grosser
Lebendigkeit; nur Petrus, der obendrein in der Ecke des Bildes sich
gar zu beengt fühlt, ist schwächer in der Charakteristik. Die Behand-
lung erinnert in der schmelzenden Weichheit noch sehr an Palma.
Dasselbe lässt sich von dem trefflichen Bilde der Nationalgalerie zu
London sagen, welches die Begegnung des Auferstandenen mit Mag-
dalena darstellt. Christus ist in Haltung und Bewegung allerdings
etwas geziert und streift fast an Correggids gesuchte Grazie; aber
Magdalena, deren Kopf mit dem üppig Huthenden Haar an Palma er-
innert, zeigt ein edles von Freude verklärtes Antlitz und innigste Hin-
gebung. Ganz köstlich ist die Landschaft, poetisch erfunden und wie
das Ganze sorgfältig ausgeführt. Gewisse naive Elemente der früheren
Kunst enthält auch die schöne Verkündigung in der Scuola di S. Rocco
zu Venedig; namentlich gemahnt der Korb zu den Füssen der Madonna
und das Rebhuhn an die Weise der ältern Meister, während die schöne
Landschaft und der feine Farbenton den vollen Reiz tizianischer Be-
handlung enthüllen.
Aus seiner Jugendzeit sind uns sodann einige Fresken aufbewahrt,
welche uns für den Verlust seiner übrigen derartigen Werke ent-
schädigen müssen. Es war im Jahr 1511, als er nach Padua be-
rufen wurde, um dort die Scuola del Carmine und del Santo mit
Fresken zu schmücken, bei denen freilich Domenico Campagnola ihn
stark unterstützte. In der So. del Santo galt es Darstellungen 3,113
dem Leben des h. Antonius. Das erste, elfte und zwölfte Bild hat