Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Palma Vecchio. 
Altartafeln. 
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leider! jedoch durch Verputzen gelitten hat; in Schönheit der Compo- 
sition und Innigkeit der Empfindung eins seiner vorzüglichsten Werke. 
Besonders anziehend ist die Inbrunst des knieenden Pilgers, der voll 
Scheu sich kaum zu nahen wagt, von der Madonna aber huldvoll er- 
muthigt wird, indem sie das sich abwendende Kind am Aermchen fasst, 
damit es sich freundlich dem Knieenden zukehre. Auch der theilnahm- 
voll zuschauende Joseph, ein schöner Manneskopf, und die kniecnde 
Stifterin, eine jener vollen üppigen venezianischen Frauen, sind überaus 
anziehend.   
Ausser diesen mehr für die Privatandacht bestimmten Bildern 
hatte Palma dann auch wiederholt Gelegenheit sich im feierlichen Altar- 
bild zu erproben. Er folgt hier dem einfachen architektonischen Auf- 
bau Bellini's, ohne sich zu einer neuen Auffassung zu erheben, weiss 
indess oft durch Anmuth, bisweilen auch durch vornehmen Adel der 
Gestalten, stets aber durch die glühende Pracht seines Kolorits zu 
fesseln. Ein treffliches Werk dieser Art ist das Altarbild in der Aka- 
demie zu Venedig Nr. 593, ehemals in der Kirche von Fontanelle bei 
Oderzo. Es stellt den h. Petrus thronend dar, von Paulus und Johannes 
dem Täufer und vier andern Heiligen umgeben. Hier ist eine Grösse 
und Macht der Auffassung, eine frei aufgehobene Symmetrie des Auf- 
baus, eine gewaltige Tiefe und satte Gluth der Farben, dass kaum ein 
anderes Werk des Künstlers damit zu vergleichen ist. Es erscheint 
als das Ergebniss eines angespannten Wetteifers mit Tizian. Von grosser 
Wirkung ist namentlich der feurige Kopf Johannes des Täufers und 
die üppige Prachtgestalt der h. Justina. Wahrscheinlich etwas früher 
entstand das grosse Altarbild in der Kirche zu Zerman bei Treviso, 
-die thronende Madonna mit vier Heiligen darstellend, im wesentlichen 
noch abhängig von Giovanni Bellini, aber in der freieren Behandlung 
und der koloristischen Entfaltung auf Einflüsse Giorgionds deutend. 
Das Höchste erreichte aber der Künstler in dem grossartigen Altarwerk 
von S. Maria Formosa zu Venedig, welches er für die Genossenschaft 
der Bombardiere ausführte. Er griff dabei wieder zu der alterthüm- 
liehen Anordnung einzelner Tafeln zurück und stellte die Schutzpatronin 
der Genossenschaft, die h. Barbara, auf dem Mittelfelde dar, eine könig- 
liche Jungfrau, in welcher die üppige Breite seiner Formgebung sich 
zu majestätischer Grösse erhebt, und nur die gar zu zierlich kleine 
Hand einen Abstand von dem Uebrigen bildet. (Fig. 118.) Unver- 
gleichlich ist- die gluthvolle Kraft des weich verschmolzenen Kolorits. 
Aber auch die Nebenfiguren sind nicht unbedeutend, obwohl sie an
	        
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