Palma Vecchio.
Altartafeln.
503
leider! jedoch durch Verputzen gelitten hat; in Schönheit der Compo-
sition und Innigkeit der Empfindung eins seiner vorzüglichsten Werke.
Besonders anziehend ist die Inbrunst des knieenden Pilgers, der voll
Scheu sich kaum zu nahen wagt, von der Madonna aber huldvoll er-
muthigt wird, indem sie das sich abwendende Kind am Aermchen fasst,
damit es sich freundlich dem Knieenden zukehre. Auch der theilnahm-
voll zuschauende Joseph, ein schöner Manneskopf, und die kniecnde
Stifterin, eine jener vollen üppigen venezianischen Frauen, sind überaus
anziehend.
Ausser diesen mehr für die Privatandacht bestimmten Bildern
hatte Palma dann auch wiederholt Gelegenheit sich im feierlichen Altar-
bild zu erproben. Er folgt hier dem einfachen architektonischen Auf-
bau Bellini's, ohne sich zu einer neuen Auffassung zu erheben, weiss
indess oft durch Anmuth, bisweilen auch durch vornehmen Adel der
Gestalten, stets aber durch die glühende Pracht seines Kolorits zu
fesseln. Ein treffliches Werk dieser Art ist das Altarbild in der Aka-
demie zu Venedig Nr. 593, ehemals in der Kirche von Fontanelle bei
Oderzo. Es stellt den h. Petrus thronend dar, von Paulus und Johannes
dem Täufer und vier andern Heiligen umgeben. Hier ist eine Grösse
und Macht der Auffassung, eine frei aufgehobene Symmetrie des Auf-
baus, eine gewaltige Tiefe und satte Gluth der Farben, dass kaum ein
anderes Werk des Künstlers damit zu vergleichen ist. Es erscheint
als das Ergebniss eines angespannten Wetteifers mit Tizian. Von grosser
Wirkung ist namentlich der feurige Kopf Johannes des Täufers und
die üppige Prachtgestalt der h. Justina. Wahrscheinlich etwas früher
entstand das grosse Altarbild in der Kirche zu Zerman bei Treviso,
-die thronende Madonna mit vier Heiligen darstellend, im wesentlichen
noch abhängig von Giovanni Bellini, aber in der freieren Behandlung
und der koloristischen Entfaltung auf Einflüsse Giorgionds deutend.
Das Höchste erreichte aber der Künstler in dem grossartigen Altarwerk
von S. Maria Formosa zu Venedig, welches er für die Genossenschaft
der Bombardiere ausführte. Er griff dabei wieder zu der alterthüm-
liehen Anordnung einzelner Tafeln zurück und stellte die Schutzpatronin
der Genossenschaft, die h. Barbara, auf dem Mittelfelde dar, eine könig-
liche Jungfrau, in welcher die üppige Breite seiner Formgebung sich
zu majestätischer Grösse erhebt, und nur die gar zu zierlich kleine
Hand einen Abstand von dem Uebrigen bildet. (Fig. 118.) Unver-
gleichlich ist- die gluthvolle Kraft des weich verschmolzenen Kolorits.
Aber auch die Nebenfiguren sind nicht unbedeutend, obwohl sie an