Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

498 
Buch. 
Kapitel. 
Venezianer. 
Concert der Galerie Pitti. (Fig. 116.) In der Mitte des Bildes Sehen 
wir einen Augustinermönch eben einen Accord auf dem Spinett an- 
schlagen und sich wie fragend nach einem altern Geistlichen umwenden, 
der mit der Laute hinter ihm steht und liebevoll zustimmend seine 
rechte Hand auf die Schulter des Spielenden legt, den er zugleich mit 
herzlichem Ausdruck anblickt. Auf der andern Seite sieht man einen 
edlen Jüngling in vornehmem Zeitkostiim mit lang herabwallenden 
Locken und stattlichem Federbusch auf dem Barett, ebenfalls sinnend 
den Klängen lauschen. Wenn auf dem Concert im Louvre die Macht 
der Musik über einfache Naturwesen im Bunde mit dem Reiz land- 
schaftlicher Umgebung geschildert wird, so drückt sich hier die weihe- 
volle Sammlung ernster hochgebildeter Männer beim Genuss edelster 
Töne nicht minder stimmungsvoll aus. Man könnte beide Bilder recht 
wohl als heilige und profane Musik erklären. In der seelenvollen Fein- 
heit der Charakteristik, in schärfster Prägnanz der Auffassung, end- 
lieh in Klarheit, Kraft und Gluth eines tief leuchtenden Kolorits be- 
hauptet das Bild vielleicht den höchsten Rang unter den Meisterwerken 
des Künstlers. Eine alte Kopie im Palazzo Doria zu Rom wird dort 
Wunderlicherweise als Porträt Luther's, Melanehthonhs und der Kathar 
rina von Bora bezeichnet. Ein anderes Werk, das in mehreren Kopieen 
vorhanden ist, stellt wieder im Brustbild einen jungen Ritter dar, welcher 
eine ohnmachtige Dame in den Armen auffangt. Das schönste Exem- 
plar scheint das im Buckinghampalast zu London zu sein. Wieder 
ein anderes Thema ist der Ritter, welchem ein Knappe das Gewand 
befestigt; ein Motiv, von dessen Beliebtheit ebenfalls mehrere alte Wieder- 
holungen zeugen; die beste im Belvedere zu Wien, eine andere, durch 
Üebermalung völlig verdorbene im Museum zu Stuttgart. Die Wiener 
Sammlung besitzt sodann auch das überaus anziehende Bild eines mit 
Weinlaub bekränzten jungen Mannes, der von einem Banditen mit dem 
Dolch überfallen wird. Man braucht bei diesem Werke gewiss nicht 
auf antike Schriftquellen zurückzuweisen, da das italienische Leben 
jener Zeit das Thema meuchlerischer Ueberfällle reichlich an die Hand 
gab. Die Plötzlichkeit und Vehemenz des Anfalles ist meisterlich ge- 
schildert, die Darstellung hat etwas Geheimnissvolles und erscheint so 
bedeutend, dass der neuerdings ausgesprochene Zweifel an der Urheber- 
schaft Giorgione's uns unberechtigt dünkt.  
In dieselbe Reihenfolge gehört ein anderes Thema, welches in 
der Regel als Saul und David mit dem Haupte des Goliath bezeichnet 
wird. Von dieser Darstellung sind uns nur mehr oder minder gute
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.