Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

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Buch. 
Kapitel. 
XII. 
Venezianer. 
von diesem Bilde hat behaupten können, dass es nahe an's Lüsterne 
streife und sich in einem vadamitischen Behagen von leidlich grober 
Art" gefalle, ist kaum zu begreifen. Wir wollen zugeben, dass beide 
Frauengestalten schwerfallig breite Formen zeigen; aber ganz derselbe 
Wuchs begegnete uns auf dem eben besprochenen Bilde, und man darf 
sagen, dass diese kurzen stämmigen Frauengestalten bei der älteren 
venezianischen Schule durchweg beliebt sind. Wir wollen nur an die 
Katharina Cornaro und ihr Gefolge auf dem Bilde Gentile Bellini's 
erinnern. Wir finden in der Auffassung dieses Concerts nur den hei- 
teren poetischen Zug unbefangener Weltfreude im Genuss der Natur 
und der Geselligkeit, gewürzt durch den Zauber der Musik, und wir 
meinen, dass es den Geist jener Epoche schwer verkennen heisst, in 
solchen Darstellungen etwas Lüsternes zu wittern. Das Bild, das in 
einem strengen gluthvollen Kolorit mit dem Zauber eines leuchtenden 
Helldunkels durchgeführt ist, erhält vollends durch die köstliche Land- 
schaft das Gepräge einer poetischen Idylle. Wer es mit dem bekannten 
Concert der Galerie Pitti vergleichen und aus der Verschiedenheit bei- 
der Darstellungen einen Grund zu seiner Zurückweisung schöpfen will, 
der verkennt die Berechtigung der beiden so ganz verschiedenen Auf- 
gaben, die sich der Künstler gestellt hat. 
Ein drittes Werk dieser frei poetischen Gattung  ist das merk- 
würdige Bild im Belvedere zu Wien, welches unter dem Namen der 
drei Astrologen bekannt ist. (Fig.115.) In einer Landschaft voll tiefer 
Waldeinsamkeit sieht man drei Männer in orientalischer Tracht mit 
astronomischen Instrumenten ausgestattet. Der älteste, eine majestätische 
Gestalt in wallendem Bart, hält Zirkel und Himmelskarte in der Hand 
und scheint in Unterredung mit einem stattlichen Mann, der auf ihn 
zuschreitet, während der Dritte, ein von jugendlichem Eifer glühender 
Jüngling, am Boden sitzt mit Zirkel und Quadrant, um die untergehende 
Sonne zu beobachten. Ein zauberhaftes Dämmerlicht des hereinbrechen- 
den Abends liegt über der Landschaft ausgegossen und verleiht der 
Darstellung einen geheimnissvollen Zauber, der durch die energische 
Schärfe der Farbenbehandlung sich bedeutsam ausprägt. Die höchste 
Feinheit der Charakteristik, bei welcher das individuelle Verhalten der 
drei Lebensalter den Ausgangspunkt bildet, stempelt das herrliche Werk 
mit dem Gepräge hohen geistigen Adels.  
Ein Werk idyllischen Charakters, naiv und herzlich empfunden 
und ebenfalls durch eine poetische Landschaft ausgezeichnet, ist das 
schöne Bild in der Galerie zu Dresden, welches die Begegnung Jakobs
	        
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