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Buch.
Kapitel.
Lombarden
und
Piemontesen.
nichts mit ihm zu schaffen; dagegen gehören ihm die Fresken in der
Kapelle der h. drei Könige, die trotz starker Zerstörung noch manchen
frischen Zug seiner lebensvollen Kunst erkennen lassen. Sodann in der
Kapelle der Kreuzigung die Darstellung des Opfertodes Christi mit
zahlreichen Gruppen von zuschauendem Volk, schönen Frauen mit
Kindern, Kriegsknechten und stattlichen Reitern in buntem Zeitkostüm,
am Gewölbe ein herrlicher Chor klagender Engel, das Ganze ein reso-
lutes Werk aus Gaudenzids letzter Zeit. Es scheint, dass er mit
Vorliebe stets wieder aus dem bewegten Leben der grossen Städte in
sein schönes heimathliches Alpenthal zurückkehrte und an der künst-
lerischen Ausstattung weiterarbeitete. So sieht man in S. M. di Lo-
reto eine Freskolünette mit der Geburt Christi von edler Einfachheit
der Anordnung und sinniger Anmuth der Gestalten. In Morbegno,
wo in S. Antonio ebenfalls eine Freskolünette mit der Geburt Christi
von ihm zeugt, hatte er seine Lebensgefährtin, Maria della Foppa,
gefunden. Auch sonst hatte er für die Umgegend reichlich zu thun,
wie denn die Pfarrkirche seines Geburtsortes Valduggia wieder ein
Fresko mit der Geburt Christi von ihm besitzt. Es ist von hohem
Reiz zu verfolgen, wie er gleich allen grossen Meistern der Zeit in
solchen einfachen stets wiederkehrenden Aufgaben unerschöpflich reich
an frischen neuen Motiven ist.
In den Anfang der dreissiger Jahre fallen sodann die grossen
Arbeiten in Vercelli. Zunächst in S. Cristoforo die grandiosen Fres-
ken, mit welchen er die Wände des ganzen Kreuzschitiis bedeckte. Von
1532 datirt die an der Querwand des südlichen Armes ausgeführte
Verklärung der h. Magdalena. Das Bild hat allerdings bei einer Be-
lagerung der Stadt im Jahr 1704 starke Beschädigungen erlitten, aber
immer noch ist die köstliche nur von ihrem langen Lockenhaar be-
kleidete, von jubelnden Engeln emporgetragene Heilige eine seiner
schönsten Gestalten. Sodann eine edel angeordnete Composition der
Magdalena, die dem Heiland die F üsse wäscht. Unten folgt die Ein-
segnung eines Ehepaars, wo die lebensvolle Macht der Wirklichkeit in
Gestalten von prächtiger Freiheit zur Geltung kommt. An der Ost-
wand des Querschiffes malte er sodann eine grosse Kreuzigung, die
drei Kreuze wieder sehr zusammengedrängt, die ganze Composition mit
leichter Umgestaltung der geläufigen Anordnung, der Hauptmann z. B.
ganz derselbe wie auf dem Bilde in Canobbio, überhaupt die Gruppen
der zu Pferde und zu Fuss Zuschauenden von derselben Art in Anord-
nung und Charakteristik, die ganze Scene überaus belebt, besonders