Gaudenzio Ferrari.
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und Petrus Martyr, die einen knieenden Stifter empfehlen. Auf der
andern Seite sieht man oben die Darbringung des Modells der Kirche
an den h. Mauritius, darunter im Bogenfeld die h. Therese, Katharina
und eine andere Heilige, welche eine knieende Stifterin präsentiren,
darunter noch die h. Agata und eine Heilige mit einer Spindel, in der
Mitte eine Nische mit dem Eccehomo. Das Schönste im ganzen Cyclus
ist das Fresko in der zweiten Kapelle rechts: Christus wird von zwei
Henkern an die Martersäule gebunden, so dass er als Bild des tiefsten
Leidens ohnmächtig zusammenbricht; links empfiehlt die h. Katharina,
eine Gestalt von vornehmer Haltung und Schönheit, einen knieenden
Stifter, ein Meisterstück grossartiger Bildnissdarstellung; rechts der
h. Stephanus im Diakonengewande, von rührender Jugendschönheit.
Noch andere treifliche Bilder reihen sich an , so einerseits Katharina,
die durch Erscheinen eines Engels vom Tode durch's Rad befreit wird,
andrerseits ihre Hinrichtung durch das Schwert, beide Bilder von kühlerer
Farbenstimmung. An der Nordseite des Schiffes malte wahrscheinlich
Aurelio Luini die Taufe Christi und die Steinigung des Stephanus,
wobei es etwas äusserlich und bunt hergeht; endlich die Auferstehung
Christi. Der ganze Cyclus, obwohl im Einzelnen ungleich, ist doch eins
der schönsten Beispiele grosser Gesammtdekorationen der goldenen Zeit.
In diese Reihe gehören nun auch zwei piemontesische Künstler,
die neben Luini die höchste Bedeutung in dieser Schule in Anspruch
nehmen: Sodoma, von welchem schon früher die Rede war und Gau-
denzio Ferrari, der hier näher zu besprechen ist ü). Er wurde 1484
zu Valduggia, in einem romantischen Alpenthale Piemonts, geboren und
führte sein schöpferisch reiches Leben bis 1549. S0 zahlreich und
bedeutend die Arbeiten dieses energischen und fruchtbaren Künstlers
sind, so wenig wissen wir von seinen äusseren Lebensverhältnissen.
Ueber alle diese lombardischen Meister des 16. Jahrhunderts breitet sich
das undurchdringliche Dunkel aus, welches in den andern Schulen nur
die Künstler der früheren Epoche des Mittelalters umhüllt. Kein Vasari
hat hier zur rechten Zeit durch seine Aufzeichnungen Licht geschaffen
und der späteren Forschung Anhaltspunkte geboten. So sind wir denn
ausschliesslich auf Das angewiesen, was die Werke des Meisters uns
lehren. Aus diesen erkennt man leicht, dass er in seiner Jugend viel-
leicht zuerst durch Girolamo Giovenone in Vercelli gebildet wurde, denn
a") Vgl. Borcliga, Notizie intorno alle opere di G. Ferrari.
Borrliga-Piana-zzi, le pitture di G. Ferrari. Fol. Milano 1835.
Milano
1821
und