Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Vielseitige 
Lionardds. 
Begab ung 
Begabung so wunderbar über alle Zweige des F orschens, Denkens 
und Schaffens verbreitet Wie bei ihm. Er war eine jener tiefsinnigen 
grüblerischen Naturen, die wie unser Dürer überall bis auf den Grund 
der Dinge zu dringen suchen, unablässig bemüht, von der Welt der 
Erscheinungen ausgehend, ihren Gesetzen nachzuspüren. Es will wenig 
sagen, wenn wir hervorheben, dass er ebenso ausgezeichnet als Maler, 
Bildhauer, Architekt, wie als Ingenieur, Wasser- und Festungsbau- 
meister war; denn weit über das künstlerische Gebiet hinaus reichen 
seine wissenschaftlichen Bestrebungen, seine Untersuchungen über 
mathematische Gegenstände, seine bedeutenden physikalischen Ent- 
deckungen. Dazu gesellte sich ein hoher Ruf als Musiker, Dichter 
und Improvisator, endlich eine männliche Schönheit der äussern Er- 
scheinung, in welcher sich Würde und Kraft mit Anmuth des Be- 
nehmens vermählten. Um diese Erscheinung zur Vollkommenheit zu 
Stempeln, hatte die Natur ihn mit solch physischer Kraft ausgestattet, 
dass er wie weiland König August von Sachsen ein Hufeisen mit der 
Hand zusammendrüeken und das feurigste Pferd im vollen Laufe auf- 
halten konnte. Von dem Umfang seiner wissenschaftlichen Arbeiten 
liefern zwölf Foliobände in der Bibliothek des Instituts zu Paris, zu 
welchen noch der Codex Atlanticus in der Ambrosiana zu Mailand, 
anderes im British Museum und an andern Orten Beündliche hinzu- 
kommt, staunenswerthe Zeugnisse. Ein Theil dieser Arbeiten bezieht 
sich auf seinen Traktat über die Malerei, der nichts Geringeres als die 
vollständige wissenschaftliche Begründung der modernen Malerei enthält, 
Aber dazu kommen namentlich wichtige Entdeckungen im Gebiete 
der Physikü), Untersuchungen über Sonne, Warme, Schatten, über 
die Strahlen der Sterne, über den Magnet, über Ebbe und Fluth, 
über Rotation des Wassers, über die Stellung der Erde, über 'l'ag 
und Nacht auf dem Monde, über Sonnen- und Mondfinsternisse, über 
die Erhebung des Meeres am Aequator, über den Fall der Körper, 
den Blutumlauf und unzählige andere wichtige Fragen. Von höchster 
Bedeutung ist der Satz, dass wissenschaftliche Ergebnisse nur durch 
Anwendung der Mathematik zu erreichen seien. Nicht minder mannich- 
faltig ist der Inhalt des sogenannten Codex Atlanticus in der Ambro- 
siana, der unter vielem Andern, namentlich mancherlei Maschinen, 
k) Ueber Lionardds wissenschaftliche Arbeiten vgl. u. A. Venturi, essai sur 
les ouvrages physico-mathämatiques de L. de Vinci. Paris 1797.  Lombardini, 
dell" origine etc. della scienza. idraulica nel Milanese.  Saggio delle opere di L. da 
Vinci. Milano 1872.  Grothe, L. da Vinci als Ingenieur etc. Berlin 1874.
	        
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