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Buch.
Kapitel.
Piemontesen.
Lomharden und
lösers und des auterstandenen Christus, dieser besonders von feierlicher
Bewegung und edlem Gewandwurf, in sehr hellem lichtgrauem Kolorit
durchgeführt. Entzückend ist aus demselben Kreise ein anbetender
Engel, schlicht und edel der h. Thomas von Aquin, natürlich belebt
in Lage und Haltung der Prophet Habakuk, der von einem Engel
geweckt wird. Ebenso einige einzelne Heiligen aus dem Kloster
S. Marta,. vor Allem aber das grosse Freskobild aus der Kirche
S. Maria gdi Brera, welches den Namen des Künstlers und die Jahr-
zahl 1.521 trägt. Hier sieht man die huldvolle Gestalt der Madonna
"auf dem Throne, an dessen Stufen in feierlicher Haltung mit mäch-
tigem langbartigem Haupt der h. Antonius und die hoheitvolle h. Bar-
bara stehen, letztere eine wahrhaft königliche Erscheinung von strah-
lender Schönheit. Ein herrlicher Engelknabe mit der Laute, der zu
den Füssen der Madonna musicirt, schliesst diese treffliche Compo-
sition ab, die an Adel und Anmuth, an Zartheit der Empündung, an
freier Schönheit des Faltenwurfs bei liebevoller Vollendung zu den köst-
lichsten Klängen dieser goldenen Zeit gehört. Noch andere Arbeiten
in derselben Sammlung, theils von Luini, theils von seinen Schülern
ausgeführt, bezeugen die leichtfliessende, frei entwickelte Schöpferkraft
des Künstlers. Eine einzelne überaus edle Gestalt istferner der
h. Gerardus am linken Chorpfeiler im Dom zu Monza.
Zu den bedeutendsten und zugleich frühesten Werken des Meisters
gehört das grandiose Freskobild in der Ambrosiana, welches aus dem
Hospital di S. Corona stammt und die Verspottung Christi darstellt.
Hier ist die Gestalt Christi zwar .nicht geistig bedeutend, aber von
edlem würdevollem Ausdruck, und die Charakteristik der Henker, ganz
in LuinYs-Geiste, massvoll, selbst milde. Das .Bild ist durch Säulen-
stellungen in drei Theile zerlegt und erhält besonders durch die zu
beiden Seiten knieenden Gestalten der Stifter, Kanoniker in ihrem
feierlichen Kostüme, das Gepräge markiger Charakteristik, die durch
kraftvolle Farbengebung bedeutsam und lebendig wirkt. Es trägt die
Jahrzahl 1515.
Ein ganzer Cyclus von Fresken des Künstlers befindet sich in
der Wallfahrtskirehe bei Saronno. Hier hater die Vermählung der
Maria und den zwölfjährigen Christus unter den Sehriftgelehrten, so-
dann im Chor die Anbetung der Könige und die Darstellung im Tempel
ausgeführt: tigurenreiche Compositionen, etwas gedrängt in der An-
ordnung, nicht immer glücklich im Maassstab der Gestalten, aber voll
herrlicher Einzelheiten von lauterster Schönheit und süssester Innigkeit.