Sesto.
Cesare
447
Bologna für den Künstler sich zu ergeben scheint. Auch die Galerie
zu Bergamo bewahrt eine Madonna von Beltraffio.
Von grösserer Selbständigkeit erscheint Cesare (Za Sesto, der bis
nach 1523 lebte, vorübergehend in Rom bei Rafael arbeitete, aber seine
lombardische Eigenthümlichkeit im Wesentlichen festhielt. Er ist ein
Künstler von einer zarten fast empfindsamen Süssigkeit, die sich sowohl
in den Formen, wie im Ausdruck und dem duftigen Schmelz der Farbe
ausspricht. Ein frühes treflfliches Werk von ihm ist die grosse Taufe
Christi beim Duca Scotti in Mailand. Christus, sowie der Täufer
sind nackt dargestellt; ungemein zart in Ausdruck und Bewegung,
licht und fein gemalt mit trefflichem Helldunkel in den klaren Schatten
des Fleisches. Die Landschaft ist äusserst sorgsam durchgeführt und
erinnert mit den wunderlich phantastischen Felsen und den zierlichen
Blumen und Kräutern des Vordergrundes unmittelbar an Lionardo. In
der Brera sieht man unter Nr. 323 eine liebliche fein ausgeführte
Madonna mit dem Kinde. Die ebendort unter Nr. 459 vorhandene
Kopie nach Lionardo's Madonna mit dem Basrelief, wozu noch die
Heiligen Joachim und Joseph hinzugefügt sind, erinnert durch das
kraftvoll tiefe Kolorit und die dunklen Schatten im Fleisch weit eher
an Marco d'Oggione. Die Ambrosiana besitzt von iCesare einen
jugendlichen Christuskopf, in welchem Lionardds Auffassung deutlich
nachklingt. In der Galerie zu Turin sieht man eine Madonna unter
Nr. 125 von anziehender Weichheit. Seiner späteren Zeit gehört die
Anbetung der Könige im Museum zu Neapel, ein Werk, in welchem
die gar zu gedrangte Anordnung den einzelnen schönen Motiven Ab-
bruch thut. Von der Kreuzung rafaelischer Einflüsse mit denen der
Schule Lionardds zeugt ein grosses sechstheiliges Altarbild mit der
Madonna und einzelnen Heiligen beim Duca Melzi zu Mailand, ein
Werk, das zu den schönsten des Künstlers gehört. Weniger günstig
erscheint er in dem mit seinem Namen und der Jahreszahl 1521 be-
zeichneten Rundbild der Galerie des Vatikan. Es stellt die Madonna
mit dem Christkind auf Wolken schwebend dar, unten Johannes der
Evangelist und der h. Augustinus, welchem der Kleine den Gürtel
seiner Mutter zeigt. Hier sieht man, dass bei dem unselbständigen
Künstler das Stilgefühl durch die verschiedenen Einflüsse bedenklich
in's Schwanken gerathen ist. Eine zarte Madonna, die dem Christkinde
die Brust giebt, warm und klar in der Färbung, besitzt endlich die
Ermitage zu Petersburg.
Noch ist hier Giovamzi Pedrini, oder Pietrino zu nennen, der sich