Danaö.
Allegorieen
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der als goldener Regen sich in ihren Schooss senkt. Ein schelmischer
Amor kommt ihr zu Hilfe, indem er das sie noch halb verhüllende Tuch
wegzuziehen sucht. Zwei andere Liebesgöttei" am untern Ende des
Lagers sind emsig bemüht, Pfeile auf dem Stein zu schärfen und ihre
Spitze zu prüfen. Diese köstlichen Kinderfiguren verleihen der Dar-
stellung einen naiven Reiz, während der erregte Ausdruck der Danae
selbst süsseste Selbstvergessenheit athmet. Von unvergleichlicher Herr-
lichkeit ist die malerische Behandlung des wohlerhaltenen Bildes, nament-
lich das Fleisch von weichem duftigem Schmelz, der durch das Hell-
dunkel, welches namentlich den oberen Theil der Gestalt umhüllt, noch
gehoben wird. Mit der Leda für Karl V. bestellt, theilte das Bild die
Schicksale derselben, blieb aber glücklicherweise, im Besitz des Herzogs
von Orleans, vor einer gleichen vandalischen Verstümmelung verschont.
Bei der Versteigerung jener Sammlung gelangte es endlich auf ver-
schiedenen Umwegen an seinen jetzigen Besitzer.
Endlich sind noch zwei allegorische Bilder in der Sammlung der
Handzeic-hnungen des Louvre zu erwähnen. In Tempera oder Gouache
ausgeführt, scheinen sie ursprünglich für die Markgräfln Isabella von
Mantua bestimmt gewesen zu sein, in deren Sammlung sie sich be-
fanden. Von dort gingen sie in den Besitz Karls I. über und ge-
langten in die Sammlungen Jabach's und Mazarin's, sodann endlich an
Ludwig XIV. Das erste schildert in figurenreicher Darstellung den
Triumph der Tugend, das andere den des Lasters. Das Frostige sol-
cher allegorischen Compositionen ist auf's Glückliehste durch die lebens-
volle Anmuth der Gestalten gemildert. Eine freie eigenhändige Wieder-
holung des ersteren Bildes in der Galerie Doria zu Rom hat noch
höheren Reiz, obwohl es unvollendet geblieben ist. Endlich gehört in
diese Reihe eine Darstellung des Ganymed, welche von den Fresken
im Schlosse der Gonzaga zu Novellara stammt und sich jetzt auf Lein-
wand übertragen in der Galerie zu Modena befindet. Ebendort sieht
man aus derselben Herkunft zwei Köpfe von Putten, die ebenfalls auf
Correggids Hand deuten.
Was endlich die Bildnisse anbetrifft, die man dem Meister zu-
schreibt, so steht es damit mehr als zweifelhaft. Correggio hatte, so
entgegengesetzt übrigens seine Natur der Michelangelds war, mit jenem
das gemeinsam, dass ihre Gestalten durchaus ein der Wirklichkeit ent-
rücktes Ideal verkörpern und dass Beide offenbar für die ruhige Hin-
gabe an die Darstellung des Individuellen, Porträtmässigen, die Stim-
mung nicht leicht fanden. S0 ist denn das angebliche Porträt seines