Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

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Buch. 
Kapitel. 
Correggio. 
lung der Königin Christine zerstreut wurde, gelangte die Leda 1722 
an den Regenten Philipp von Orleans, dessen bigotter Sohn den Kopf 
der Leda, sowie den der I0 auf dem obengenannten Berliner Bilde 
herausschneiden liess. Beide Bilder sollten vollends zerstört werden, 
wurden aber durch Charles Coypel, den Galeriedirektor des Herzogs, 
heimlich gerettet. Nach dem Tode desselben gelangte endlich das Bild 
auf Umwegen für die Summe von 21,060 Livres in den Besitz Friedrichs 
des Grossen. Nachdem es dann 1806 mit der übrigen französischen 
Kriegsbeute noch einmal nach Paris gekommen war, wurde es dort 
fast gänzlich übermalt, endlich 1815 zurückgegeben, sorgfältig her- 
gestellt und mit einem neuen Kopf der Leda versehen. Nach allen 
diesen Schicksalen hat das Bild allerdings viel von dem ursprünglichen 
Reiz eingebüsst, dennoch ist es durch die Anmuth der Composition 
und durch die köstliche Landschaft noch immer von grossem Zauber. 
Leda ist mit ihren Gespielinnen im Schutz eines tiefen Waldesdickichts 
in heiterem Spiel beim Baden beschäftigt gewesen, da sind plötzlich 
Schwäne herangerauscht, welche die Mädchen überrascht haben. Der 
eine in der Mitte des Bildes drängt sich an die auf dem erhöhten Ufer 
zurückgelehnt sitzende Leda heran, die ihn ohne Sträuben in ihrem 
Sehoosse aufnimmt. Ein anderer strebt sich einer Gefährtin schwi1n- 
mend zu nahen, die noch im Wasser stehend sich seiner zu erwehren 
sucht. Die Dritte endlich, die eben an's Land steigt, blickt mit einem 
naiven Ausdruck befriedigten Entzüekens einem andern Schwane nach, 
der mit rauschendem Fluge sich in die Lüfte schwingt. Neben ihr 
Wartet eine Dienerin mit dem Gewande, das sie der Herrin überzu- 
werfen im Begriff ist, während eine zweite Dienerin schalkhaft den 
Kampf der Jüngsten mit dem Schwane beobachtet. So hat der Künstler 
drei Momente derselben Liebesscene auf's anmuthigste vereinigt und 
ein Bild geschaffen, das trotz der Verfanglichkeit des Inhalts doch voll 
naiver Unschuld ist, weil er verstanden hat, seinen Gestalten den lei- 
sesten Schimmer von Lüsternheit, der aus dem falschen Reiz des Ver- 
botenen entspringt, fernzuhalten. Den höchsten Zauber empfängt die 
Darstellung durch die köstliche Landschaft, deren hohe Bäume die 
feinen Gestalten mit einem zarten Halbschatten in duftigem Helldunkel 
überhauchen. Es ist eine Stimmung paradiesischer Unschuld, welche 
in diesem schönen Bilde waltet.  
Das Gegenstück zu diesem Meisterwerke ist die Danaö in der 
Galerie Borghese zu Rom. Auf die schwellenden Kissen ihres Lagers 
hingestreckt empfängt die üppigschöne Gestalt die Umarmung des Zeus,
	        
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