Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Ganymed. 
Leda. 
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Schmelz weich modellirten nackten Gestalten mit dem köstlichen land- 
schaftlichen Grunde von eben so hohem poetischen wie malerischen 
Reiz. Nicht minder bezaubernd ist die Entführung des Ganymed im 
Belvedere zu Wien, welches aus Spanien in den Besitz Kaiser Ru- 
dolphs H. gelangt ist. Der Künstler lässt uns wieder in eine herrliche 
Landschaft blicken, in welcher man die zarte Gestalt des Götterlieblings 
vom Adler des Zeus emporgetragen sieht. Auch hier ist das feine 
Helldunkel von grösstem Reiz in der schmelzenden Weichheit der jugend- 
lichen Formen. Das leichte Aufwärtsschweben ist meisterlich behandelt 
und der seinem Herrn nachschauende Hund ist ein liebenswürdig em- 
pfundener Zug. In derselben Sammlung sieht man ein zweites Bild 
des Künstlers, welches sowohl durch die Aehnlichkeit der malerischen 
Behandlung, wie durch die genaue Uebereinstimmung des Formats sich 
als das Gegenstück zu jenem erweist. Correggio hat hier die von 
Jupiter in einer Wolke umarmte Io dargestellt. Man sieht die köst- 
liche Gestalt von der Rückseite auf einem mit Rasen bewachsenen 
Felsensitz zurückgelehnt, mit dem Ausdruck hinsterbenden Entzückens 
der Umarmung des schattenhaft von der Wolke umhüllten göttlichen 
Liebhabers sich hingeben. Ein Schauer von Wonne durchrieselt die 
zarte, vom weichsten Helldunkel umflossene Gestalt, die bis in die 
Fingerspitzen von Lust erfüllt ist. Correggio hat hier das Höchste 
gewagt, aber er hat es auch durch die höchste Kunst geadelt und in 
die Sphäre der Poesie hinaufgehoben. Ein Reh, das den Kbpf in's 
Bild hineinstreckt, um aus dem im Vordergrunde angedeuteten Quell 
zu trinken, erhöht den stillen Naturzauber der Scene. Eine alte treff- 
liche Kopie des Bildes befindet sich im Museum zu Berlin. 
Mit diesem Bilde hatte Correggio ein Gebiet betreten, welches 
seine Kunst in ihrer höchsten Eigenthümlichkeit und ihrer vollsten 
Berechtigung zeigt. Das volle Entzücken der Liebe zu schildern und 
dabei rein und unbefangen zu bleiben konnte nur gelingen, wenn der 
Vorgang in das poetische Reich einer idealen Welt emporgehoben und 
durch den Zauber vollendeter Farbenbehandlung verklärt wurde. 
Noch reicher und mannichfaltiger tritt dies in dem grossen Bilde 
der Leda hervor, welches sich jetzt im Museum zu Berlin befindet. 
Es ist wahrscheinlich eines der beiden Bilder, welche Herzog Federigo 
als Geschenk für Kaiser Karl V. bestellt hatte. Das Bild befand sich 
seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts in der Sammlung Rudolplfs H., 
in welche es aus Spanien gelangt war. Nach der Eroberung Prag's 
durch die Schweden, 1648, kam es nach Stockholm. Als die Samm-
	        
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