Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Madonna 
Sebastian. 
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einer reichen und edlen Familie 1293 in MODtPClliQF geboren. Nach 
dem Tode seiner Eltern vertheilte er sein Vermögen den Armen und 
begab sich als armer Pilger auf die Wanderschaft, den Bedrangten 
überall seine Hülfe in den verzweifelten Fällen anbietend, WO das Ent- 
setzen vor der Pest alle Andern zurückschreckte. S0 wanderte er durch 
Italien, bis er endlich in Piacenza selbst von der Krankheit ergriffen 
wurde. Von allen Menschen gemieden, schleppte er sich in Wilde Ge- 
birgseinsamkeit, nur von seinem treuen Hunde begleitet, der ihm Brod 
brachte und die Geschwüre seines Herrn leckte. Endlich fand ihn 
ein Edelmann, der sich seiner annahm und ihn bis zu völliger Ge- 
nesung verptlegte. Deshalb wird der Heilige in der Regel in Pilger- 
tracht, das nackte mit Geschwüren bedeckte Bein zeigend und von 
seinem Hunde begleitet, dargestellt. Auch in dieser Gestalt verräth 
der Künstler wieder, wie sehr er das religiöse Element hinter dem 
bloss natürlichen Leben zurücktreten lasst. Denn anstatt sich der Ver- 
ehrung der Madonna und des Christkindes anzuschliessen, ist der rüstige 
Heilige niedergesunken und hat sich vom Schlaf überwältigen lassen. 
Man kann freilich die erquickende Erschlaffung und Lösung der Glieder 
im Schlummer nicht natürlicher schildern, als es hier geschehen ist. 
Zwischen beiden Hauptgestalten in der Mitte des Bildes sieht man den 
greisen Bischof Geminian, in prachtvoller Dalmatica von Goldbrocat. 
Er wendet sich halb zur Madonna, halb zur Gemeinde, um mit Blick 
und Händen auf die Erscheinung hinzuweisen. Hier zum ersten Male 
finden wir bei Correggio jenen aussersten Aufwand von Bewegungen, 
jene Kopf- und Hüftenverrenkungen, jene gesuchten Arm- und Bein- 
stellungen, die wie ein Gauklerspiel das Auge des Beschauers in einen 
Wirbel hineinreissen. Die auf Wolken turnenden und reitenden Engel, 
die dem Bilde die Benennung "der Reitschule verschafft haben, ver- 
stärken noch diesen Eindruck. Von wunderbarem Zauber ist die Farben- 
wirkung, von duftiger Weichheit, in zartestes Helldunkel eingesponnen 
der Schmelz dieser Malerei. Aber alle diese Wunder vermögen uns 
über das gar zu weltlich Natürliche der ganzen Auffassung nicht zu 
tauschen. 
Im folgenden Jahre 1526 erhielt Correggio den Auftrag, für die 
Kirche S. Sepolcro zu Parma ein Altarbild zu malen, welches er wie 
es scheint erst gegen 1528 ausführte. Es ist die jetzt in der Galerie 
daselbstbetindliche Madonna della Scodella, so genannt wegen der 
Schale, mit Welcher die h. Jungfrau bei der Ruhe auf der Flucht nach 
Aegypten Wasser aus dem Quell schöpft. (Fig. 1,02.) Das Bild ist 
Lübke, Italien. Malerei. 11. 23 
	        
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