Buch.
Kapitel.
ital.
Kunst der
Hochrenaissance.
auf Erfindung neuer Intrumente zu verlegen. Das vollständige Streich-
quartett kommt sodann auf den berühmten Gastmahlbildern der
Venezianer mehrfach vor. Dies Alles Waren indess einstweilen nur
vielversprechende Anfange; erst ein halbes Jahrhundert später sollten
in Palestrina und Gabrieli den Italienern die Vollender ihrer nationalen
Musik erstehen.
Einstweilen blieb die Malerei immer noch bedeutend im Vor-
sprung, und erst als sie abblühte, trat die Musik in die Lücke ein.
Die noch jugendliche Empfindungskraft der Zeit äusserte sich in einem
starken Bedürfniss edler Anschauung; sie wollte schönheitstrahlende,
farbenglanzende Gestalten sehen. Selbst die Poesie wurde von diesem
malerischen Ideal ergriffen, denn was ist es als ein Zug in's Malerische,
wenn in den Epen die glänzenden Schilderungen und Beschreibungen fast
alles Andere zurückdrangen? Und darin kam nicht bloss die vollendete
Durchbildung der Künstler dem Zuge der Nation entgegen, sondern es fand
dieselbe auch an der verständnissvollen Theilnahme des ganzen Volkes
mächtige Förderung. Ein in allen Klassen, von den höchsten Spitzen
der Gesellschaft bis zum schlichten Bürger, auf's feinste ausgebildeter
Schönheitssinn forderte und ermöglichte die klassische Entfaltung der
Malerei.
schafft
und
Wirkt
diese
Kunst
über
Menschenalter
einer reinen Höhe der Anschauung, des Wollens und des Vollbringens,
und bildet die Spitze nicht bloss dessen, was die damalige Kultur
Italiens vermochte, sondern auch den Gipfel der Malerei des christ-
lichen Zeitalters. Allerdings besteht auch diese Blüthe, wie alles Herr-
liche, nur kurze Zeit. Gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts ist der
Höhenpunkt bereits überschritten. Die geistigen Strömungen nehmen
eine neue Richtung an, und die zu höchster Meisterschaft entwickelte
Kunst verfüllt der äusserlichen Routine, dem hohlen Phrasenthum. Diesen
Auflösungsprozess Weiter zu verfolgen füllt nicht mehr in den Rahmen
unsrer" Darstellung.