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III.
Buch.
X. Kapitel.
Correggio.
Gruppen. Dazwischen malte der Künstler grau in grau in den Bogen-
feldern ebensoviele Gruppen von verschiedenen Gestalten des klassischen
Mythos, darunter die Grazien, die Glücksgöttin, die Erde, Juno, Mi-
nerva, die Parzen und mehrere andere weniger bestimmbare Figuren.
Alle diese Gestalten erinnern nur oberflächlich an die Antike und sind
keineswegs aus einem tiefen Verständniss des klassischen Alterthums
geschöpft. Aber in der unbefangenen Freude an der sinnlichen Er-
scheinung begegnen sie den Werken der Antike, und die Anmuth der
Formen, die naive Frische der Bewegungen, der köstliche Reiz eines
durch das Helldunkel zart abgetönten Kolorits verleiht diesen Werken
einen Zauber, wie wenige Schöpfungen dieser Zeit ihn besitzen. Sie
sind wohl das Liebenswürdigste und Naivste, das Correggio geschaffen
hat, an plastischem Zug und seelenvoller Anmuth den Psychebildern
RafaePs freilich nachstehend, aber an köstlichem Farbenzauber sie weit
übertreffend. Correggio hat hier offenbar durchaus eigenhändig ge-
arbeitet und zwar mit einer Sorgfalt, die in den nachträglichen Schraf-
firungen den Anfänger in der Freskotechnik verräth. In der ganzen
Anordnung der Decke und in den treiflichen Perspektiven giebt sich
der Einiiuss der mantuanischen Fresken Mantegna's kund, aber in der
malerischen Durchbildung, in der duftigen Weichheit des Fleisches
und dem feinen Helldunkel erkennt man schon die volle Eigenthümlich-
keit Correggids.
Inzwischen gestalteten sich die Verhältnisse des rasch zu Ruhm
und Ansehen gekommenen Meisters so günstig, dass er gegen Ende
des Jahres 1519 sich mit der sechzehnjährigen Tochter eines ange-
sehenen Mannes, Girolama Francesca, vermählen konnte. Im Anfang
desselben Jahres war ihm ausserdem ein nicht unbeträchtliches Vermächt-
niss von einem Oheim mütterlicher Seite zugefallen. Wir Enden ihn
um diese Zeit bald in der Vaterstadt, bald in Parma, und als er wegen
neuer Aufträge hierhin zurückgekehrt war, blieb seine Gattin zunächst
in Correggio zurück, wo sie ihm 1521 einen Sohn, Pomponio, gebar.
Als später 1524 diesem eine Schwester, Francesca Letizia, folgte, waren
die Gatten bereits in Parma dauernd niedergelassen. Noch zwei Töchter
gingen bis 1527 aus der Ehe hervor.
Fragen wir nach den damals entstandenen Werken des Künstlers,
so tritt uns darunter eine Anzahl angeblicher Schöpfungen entgegen,
die indess wenig glaubwürdig oder überhaupt nicht nachzuweisen sind.
Dahin gehören mehrere Madonnen, vor allen Dingen aber die Schin-
dung des Marsyas, welche man ehemals beim Herzog Litta zu Mailand