Gorreggio
Parma.
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sich zu solchem Ansehen aufgeschwungen, dass sein Ruf über die
Grenzen seiner Heimath hinauszudringen begann. Wir erkennen dies
aus der Thatsache, dass er wahrscheinlich noch in demselben Jahre
nach Parma berufen wurde, um für das Nonnenkloster S. Paolo
Fresken auszuführen. Parma hatte bis dahin in der Geschichte der
italienischen Malerei eine sehr untergeordnete Rolle gespielt. Kein
irgend namhafter Künstler war von dort hervorgegangen oder hatte
daselbst gewirkt. Kein Wunder, dass man nun auf der Höhe der
Renaissance, da ganz Italien in künstlerischen Werken wetteiferte,
auch hier auf einen solchen Schmuck des Lebens bedacht war. Die
Nonnen von S. Paolo waren ein vornehmer Convent, dem seine be-
deutenden Mittel erlaubten, sich das Leben nach der Sitte jener Zeit
in aller weltlichen Üeppigkeit zu gestalten. Die damalige Aebtissin
Donna Giovanna, aus patrizischem Geschlecht, war übermüthig und
prachtliebend und schwärmte als achte Tochter der Renaissance für
Bauten und Bilder. Nichts ist bezeichnender für den völlig verwelt-
lichten Charakter des damaligen Klosterlebens, als die noch wohlerhal-
tenen Fürstlichen Prunkgemächer, welche sie damals im Kloster aus-
führen und durch die Hand des jugendlichen Correggio mit Fresken
schmücken liess. Bis herab zu den schönen Majolikatafeln des Fuss-
bodens erkennt man die heitere Lebenslust jener Zeit; Am meisten
spricht sich dieselbe allerdings in den Freskomalereien aus, welche die
Räume schmücken. Sie sowohl wie die zahlreich beigegebenen Sinn-
sprüche athmen ausschliesslich den profanen Geist der Renaissance,
schliessen jede kirchliche oder christliche Tendenz aus und beziehen
sich lediglich auf die Gestalten der antiken Mythologie. Der Hauptsaal
ist mit Darstellungen aus dem Leben der Diana geschmückt. Üeber
dem Kamin sieht man die Göttin von der Jagd heimkehren und auf
ihrem von Hirschkühen gezogenen "Wagen zum Olymp emporsteigen.
Die Bewegung der Gestalt ist von bezaubernder Lebendigkeit, der
Ausdruck des lieblichen Kopfes voll heiterer Anmuth. An der ge-
wölbten Decke des Gemaches sind die Zwickel und Stichkappen als
üppige Weinlaube charakterisirt, in deren Oeffnungen, von Frucht-
gehängen und Blumenguirlanden umrahmt, auf blauem Himmelsgrunde
Gruppen von nackten Genien, zu zweien und dreien vertheilt, sichtbar
werden. Sie spielen in schalkhaftem Muthwillen mit Jagdgerath und
den Hunden der Göttin oder greifen keck nach den zu ihren Häupten
hängenden Früchten. Man kann kein reizenderes Spiel sehen als diese
sechzehn durch Lebendigkeit und Mannichfaltigkeit entzückenden