Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Peruzzi in Rom. 
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des Gewölbes in der Stanza d'Eliodoro des Vatikans, welche Crowe 
und Cavalcaselle gewiss mit Recht auf Peruzzi zurückführen. In diesen 
theils grau in grau, theils bronzefarbig gemalten Bildern zeigt sich 
wieder der Meister architektonischer und perspektivischer Kunst. 
Das Talent Peruzzfs machte damals schon in dem reichen römi- 
schen Kunstleben sich so entschieden geltend, dass Agostino Chigi ihm 
den Auftrag gab, in Trastevere ihm eine Villa zu bauen. Es entstand 
etwa bis 1510 die Villa Farnesina, in Adel und einfacher Schönheit 
der Verhältnisse das Juwel unter den Villen der höchsten Blüthezeit. 
llIit Recht sagt Vasari von diesem entzückenden Werke, ies scheine 
nicht gemauert, sondern gewachsen („non murato, ma nato"). Die 
köstlichen Bilder, mit welchen Rafael und Sodoma dies Werk geschmückt, 
haben wir schon kennen gelernt (S. 324 ff. u. 402 ff). Aber auch Peruzzi 
sollte sich hier selbständig als Maler bewähren. Im Saale der Galatea 
führte er am Spiegelgewölbe eine reizende Dekoration aus, für welche 
er die Gegenstände aus der antiken Mythe entlehnte. Die Anordnung 
des Ganzen ist in strengerem architektonischem Sinne durchgeführt als 
diejenige in der Halle mit Amor und Psyche, so dass schon dadurch 
eine reizende Abwechslung hervorgebracht wird. Der Farbeneindruck 
ist ausserordentlich schön, warm und kräftig. Die Einfassungen der 
Felder sind in meisterlicher Nachahmung plastischer Gliederung mit 
reichen antiken Ornamenten geschmückt. Die Bilder in den Gewölb- 
zwickeln sind auf gedämpftem blauem Grund in sechseckigen Medaillons 
ausgeführt, indem die Reste der Flächen grau gemalte Genien und 
Meerthiere auf schwarzem Grund enthalten. Die Bilder in den Ge- 
wölbkappen zeigen sich auf goldgelbem imitirtem Mosaikgrund. In den 
Schildbogen endlich sieht man auf hellblauem Grund jene Darstellungen, 
zu welchen auch Sebastian del Piombo herangezogen wurde. Die bei- 
den grossen Deckenfelder enthalten des Perseus Kampf mit der Medusa 
und die Gestalt der Dämmerung, die auf einem mit Kühen bespannten 
Wagen eilends dahinfahrt. In diesen Bildern zeigt sich Peruzzi bei 
etwas herber Charakteristik der Form und scharfem Ausdruck lebhafter 
Bewegung als Meister der Perspektive und des klassischen Anschauungs- 
kreises, vor Allem aber als ein Künstler, der mit dem feinsten archi- 
tektonischen Gefühl ein Ganzes räumlich gliedert und malerisch durch- 
bildet. Dazu kommen die schönen Pilaster mit grauen und goldenen 
Arabesken auf blauem, Grund, welche die Wandfelder abtheilen. Ausser- 
dem malte er in einem andern Zimmer des Erdgeschosses einen treff- 
lichen Fries, der ebenfalls mit Darstellungen antiker Mythen in lebendiger
	        
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