Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

del Pacchia. 
Girolamo 
Sodoma. 
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aus" dem Leben der Heiligen an, die ebenfalls vortrefflich sind. Die 
Heilige befreit mehrere Dominikaner aus der Hand von Räubern, ein 
Bild voll dramatischen Lebens; sie heilt den Vorsteher des Spitals von 
der Pest und sie kniet an der Leiche der h. Agnes, die durch ein 
Wunder ihren Fuss zum Kuss darreicht. Hier erkennt man wieder an 
der Innigkeit des Ausdrucks den Wettkampf mit Sodoma. 
Andere Werke des Künstlers sind eine kräftig gemalte Taufe 
Christi, am Hochaltar der Taufkirche S. Griovanni, allerdings von 
etwas allgemeinen Gesichtstypen. Sodann, ebenfalls etwas conventionell 
in den Charakteren, eine Madonna mit den H. Johannes und Antonius 
in der Akademie. Eine vortreffliche Madonna mit dem Kinde, Halb- 
figur in schöner Landschaft, sieht man in der Nationalgalerie zu Lon-- 
don Nr. 246, irrthümlich dem Pacchiarotti zugeschrieben. Es ist ein 
Werk von holdem, an Lionardo erinnernden Ausdruck und von schöner 
tiefer Farbenstimmung. Endlich besitzt die Pinakothek zu München 
unter derselben falschen Bezeichnung eine Tafel mit dem h. Bernardin 
und eine andere mit einer Madonna in Halbfigur, anziehende Werke, 
die wieder dem Sodoma nahe stehen. Der treffliche Künstler fiel am 
Ende seines rühmlichen Lebens in die Schlingen der Bande Paochia- 
rotti's, wurde 1535 mit derselben vertrieben und blieb seitdem spurlos 
verschollen. 
Wir haben uns nun zur Betrachtung jenes ausgezeichneten Künst- 
lers zu wenden, der aus der Fremde nach Siena gekommen den Glanz 
der dortigen Kunst bildet und ihre Richtung mehr als irgend ein andrer 
bestimmt. Giov. Antonio Bazzli (früher irrthümlich Razzi genannt), ein 
Künstler, an dessen Andenken Vasari unwürdig gefrevelt hat, und dem 
die Lästerchronik seiner Zeit bis auf den heutigen Tag den widrigen 
Beinamen Sodoma angeheftet hat, wurde um 1477 in Vercelli geborengt). 
Der Vater war ein Schuhmacher, der Sohn scheint früh sich der Kunst 
zugewandt zu haben und kam 1490 in die Lehre zu Martino Spanzotti, 
einem Künstler, von welchem uns keine Werke überliefert sind, wie 
denn überhaupt Vercelli keine Spur von Werken seiner früheren Schule 
besitzt. Wir können höchstens auf Girolamo Giovenone (I, 507) hin- 
weisen, der aber eher ein zurückgebliebener Zeitgenosse als ein Vor-_ 
gänger Bazzi's gewesen ist. Wer irgend in jenen Gegenden damals 
künstlerisch strebsam war, vermochte weit und breit nur in Mailand 
höhere Anschauungen zu gewinnen, und so begab sich denn Bazzi nach 
t) Vgl. die geistvolle Biographie von A. Jansen, Stuttgart 1870; dazu R. Visclzeßs 
Aufsatz in Dohme's Kunst und Künstlern. Leipzig 1875.
	        
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