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Buch.
VIII.
Kapitel.
und
Schüler
RafaeFs.
Nachfolger
Eine Anzahl wichtiger Werke des Künstlers findet man in M o-
dena, zunächst in der Galerie ein treffliches Bild der Geburt Christi
Nr. 176, prachtvoll gemalt und in phantastisch poetischer Landschaft;
ebendort Nr. 187 eine auf Wolken schwebende Madonna mit St. Ber-
nardinus und Franziscus, welche von einer religiösen Bruderschaft
verehrt wird. Eine andere Madonna ebendort Nr. 366 mit St. Michael
und Georg ist ebenfalls werthvoll, St. Michael besonders eine glänzende
Rittergestalt, St. Georg dagegen weniger gelungen. Im Dom sieht
man ein bedeutendes Bild der auf Wolken schwebenden Madonna mit
den Heiligen Sebastian, Hieronymus und Johannes dem Täufer; in
S. P ietro eine feierliche Darstellung der Himmelfahrt Maria, und noch
zwei Schulbilder der auf Wolken thronenden Madonna, im Carmine
ebenfalls ein tüchtiges Altarbild. Ferner aus seiner früheren Zeit ein
zierlich ausgeführtes Bild der Fusswaschung in der Ambrosiana zu
Mailand, einen h. Sebastian in der Brera Nr. 354, ungemein blühend
in der Farbe und lebendig im Ausdruck.
Ein mächtiges Bild ist sodann in der Galerie zu Dresden die
Altartafel mit den Kirchenvatern Gregorius, Augustinus und Hierony-
mus, über die unbeileckte Empfangniss der Madonna disputirend, die
von Gottvater gesegnet über ihnen in einer Glorie erscheint. Eine
ähnliche Darstellung der vier Kirchenvater, bei der jedoch der obere
Theil jenes Bildes fehlt, im Museum zu Berlin, Nr. 264, zeigt gross-
artige Gestalten von etwas indifferentem Ausdruck.- Ein köstliches Bild
ist die h. Familie im Louvre Nr. 185, als kleines Rundbild gemalt,
von sorgfältiger Durchführung, kräftig und ausdrucksvoll, besonders
aber die Stimmung des Ganzen durch die hochpoetische Landschaft
überaus anziehend. Ebendort ein grösseres Bild des h. Hieronymus,
ebenfalls in schöner Landschaft. Eine kleine zierliche Tafel der An-
betung der Könige sieht man in der Nationalgalerie zu London, endlich
in Dresden eine Reihe von Bildern mythologischen und allegorischen
Inhalts, aus Modena stammend, von fesselndem Reiz. Hochphantastisch
ist die sogenannte "Circe" in der Galerie Borghese zu Rom, eine schöne
Frauengestalt, in romantischer Waldeinsamkeit ihre Zauberkünste übend.
Hier zeigt sich Dosso geistesverwandt mit seinem berühmten Lands-
mann und Zeitgenossen Ariost, der ihm auch in seinem Orlando ein
Ehrendenkmal gesetzt hat. In derselben Sammlung (I, 29) wird mit
Recht von gewichtiger Stimme dem Meister der energisch aufgefasste
Apoll, der Daphne's Liebe durch sein Geigenspiel zu gewinnen sucht,
zugeschrieben; ebendort (III, 36) die Nymphe Callisto in schöner