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Buch.
III.
VIII,
Kapitel.
Nachfolger RafaePs.
und
Schüler
das Gebet Christi zu Gethsemane, im Ausdruck mild und fein, wenn
gleich etwas modern empfunden, aber von prachtvollem Kolorit.
Vom Jahr 1539 sieht man im Museum zu Berlin unter Nr. 255
eine Himmelfahrt Christi, welche mit der Auferstehung und der Aus-
giessung des h. Geistes ehemals einen Altar in S. Antonio zu Ferrara
schmückte. Dieselbe Sammlung besitzt noch zwei Darstellungen der
Anbetung der Könige und eine Bestattung Christi, letztere besonders
in rafaelischer Weise componirt, endlich noch ein kleines Bild der
Verkündigung. Eins der vorzüglichsten Werke des Künstlers aus
seiner besten Zeit ist sodann die grosse Grablegung in der Galerie
Borghese zu Rom, von kraftvoll tiefer Farbe, aber etwas zerstreut in
der Anordnung, in den Geberden nicht ohne Üebertreibung.
Bei der Fruchtbarkeit des Meisters und seinem immerhin engen
geistigen Horizont, genügt es für unsere Betrachtung, nur noch auf
einige der wichtigsten Bilder hinzuweisen. So besitzt die Galerie zu
Dresden zwei grosse Altartafeln der Madonna, einmal (Nr. 126) mit
dem Kinde thronend und von Heiligen umgeben, das andere Mal (N r. 125)
vor dem schlummernden Christkinde in Anbetung knieend. Ebendort
unter Nr. 121 u. 122 zwei kleinere Bilder der h. Familie. Grade in
diesen Werken ist zum Theil noch einiges alterthümlich Befangene in
manchen Gestalten, jedoch ein glückliches Streben nach Würde und
eine stark ausgesprochene Innerlichkeit. Mehrere tüchtige Bilder sieht
man in der Nationalgalerie zu London, namentlich ein schönes grosses
Altarwerk der thronenden Madonna mit Franziscus, Antonius, Wil-
helmus und Clara, ein Bild voll ernster Anmuth, im Aufbau und den
Motiven rafaelisch, in den Nebenfiguren etwas unlebendig, wie es Garo-
falo leicht widerfährt, aber in der Farbe von tiefer Kraft und ge-
diegener Behandlung. In der Ermitage zu Petersburg ist besonders
noch eine reiche Composition der Kreuztragung und eine Anbetung
der Hirten hervorzuheben.
Die Galerie zu Dresden besitzt sodann drei grosse mythologische
Bilder, Mars, Venus und Amor, Neptun und Pallas, namentlich aber
die Hochzeit des Bacchus mit der Ariadne, letztere nach einer Zeich-
nung RafaePs für den Herzog von Ferrara ausgeführt. Vasari erzählt,
dass der Künstler dies Werk im hohen Alter, als er schon das eine
Auge verloren hatte, gemalt habe, und weiss das Bild gebührend zu
rühmen. Ausgezeichnete grau in grau gemalte Fresken mythologischen
Inhalts, von rafaelischem Adel der Eründung und klassischer Form-
gebung sieht man sodann in zwei Zimmern des Seminario arcivescovile