Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

380 
Buch. 
VIII. 
Kapitel. 
und 
Schüler 
Nachfolger RafaeTs. 
Rafael thätig war und ohne seine Eigenthümlichkeit aufzugeben, nament- 
lich mit Beibehaltung seines prächtigen Kolorits, sich manches von 
dem edlen Stil RafaePs in einfacher Schönheit der Gestalten, Klarheit 
der Composition, edlem Fluss des Faltenwurfs, Anmuth und Würde 
der Charaktere aneignete. In welche Jahre dieser römische Aufenthalt 
fallt, ist nicht ganz zweifellos; jedenfalls später als 1505, wie Vasari 
will, denn damals hätte er von Rafael in Rom noch Nichts angetroffen. 
Wahrscheinlich darf man die Zeit bald nach 1508 annehmen, und jeden- 
falls ist Garofalo nicht viel länger als bis etwa 1511 dort geblieben, 
denn in seinen Werken lebt der Stil der mittleren rafaelischen Zeit, 
nicht der letzten römischen Epoche. Auch Enden wir ihn seit 1512 
wieder in Ferrara. 
Garofalo ist kein besonders geistvoller oder poetischer Künstler, 
aber in seinen meist dem religiösen Stoffgebiet angehörenden Bildern 
herrscht eine liebenswürdige Weichheit der Empündung und in denen 
der späteren Zeit eine allerdings nicht selten flache und moderne An- 
Inuth, dabei aber eine Pracht und Harmonie der Färbung und eine 
Gewissenhaftigkeit solidester Durchführung, die diesen Werken eines 
Künstlers zweiten Ranges nicht geringen Reiz und selbständige Be- 
deutung verleihen. Besonderen Werth erhalten seine Werke durch 
die überaus poetischen, reich durchgebildeten landschaftlichen Gründe, 
in denen Garofalo einer der vorzüglichsten Meister der Zeit ist. Fern 
von der seltsamen Phantastik der Paduaner, namentlich Mantegnafs und 
von der kühnen Romantik der Venezianer, giebt er in seinen milden 
Hügel- und Gebirgslandschaften denselben Ausdruck einer sanften, 
innigen Empfindung, welche uns aus seinen figürlichen Compositionen 
sympathisch berührt. Was ihn bei grosser Fruchtbarkeit in einem 
langen thätigen Leben auf einer achtbaren Höhe hielt, war der Um- 
stand, dass er neben zahlreichen grossen Altarbildern nicht minder 
häufig jene kleineren Werke für die Privatandacht und die Kabinette 
der Liebhaber auszuführen hatte, in welchen die Kunst sich stets in 
ihrer Vollendung zu zeigen pflegt. In diesen kleineren Bildern ent- 
faltet sich meistens unverkümmert bei gewissenhafter Sorgfalt der 
Ausführung seine ganze Liebenswürdigkeit, während in den grossen 
Altarbildern es den Köpfen nicht selten an Wucht der Charakteristik 
und geistiger Bedeutung mangelt. 
Als Garofalo nach Ferrara zurückgekehrt war, fehlte es ihm bald 
nicht an einer Menge von Aufträgen für den Hof, für kirchliche Cor- 
porationen und für Private, die ihm reichlich zu schaffen gaben.
	        
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