Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

378 
III. 
Buch. 
Kapitel. 
VIII. 
Nachfolger RafaePs. 
und 
Schüler 
innig empfunden, schön componirt und in leuchtender Farbenpracht 
sorgfältig ausgeführt. In den Servi sieht man eine Verkündigung, die 
den rafaelischen Stil treu beibehalt, in S. Salvatore einen treiflichen 
Christus am Kreuz, der von vier Heiligen verehrt wird. Das Museum 
zu Berlin besitzt unter Nr. 280 ein ebenfalls bedeutendes Altarwerk, 
welches die Madonna, von Engeln umgeben, auf Wolken schwebend 
darstellt, von dem heil. Eligius, dem Schutzpatron der Schmiede, und 
dem h. Petronius mit dem Modell der Stadt Bologna verehrt. Das 
_Bild ist jedenfalls von der Schmiedezunft gestiftet worden; Eligius, 
dessen Aufbliek zur Madonna etwas Ekstatisches hat, ist mit dem 
Schurzfell bekleidet, und im Hintergrunde der Landschaft sieht man 
eins seiner populärsten Wunder, wie er einem störrigen Pferde, dem 
er um es beschlagen zu können das Bein abgehauen hat, dasselbe 
wieder ansetzt. Das Bild ist saftig und frisch im Kolorit, sorgfältig 
ausgeführt, im feierlichen Aufbau und dem würdevollen Ausdruck Wohl 
gelungen. Ein tüchtiges Werk, vom Jahre 1532 und mit dem Namen 
des Künstlers bezeichnet, ist die thronende Madonna mit den h. Fran- 
ziskus und Barbara, dem Erzengel Rafael und dem jungen Tobias in 
der Ermitage zu Petersburg. Zu seinen einfach liebenswürdigsten 
Werken gehören endlich die Fresken in S. Micchele in Bosco zu 
Bologna.  
Aehnlich den Bolognesen gingen auch die Maler von Ferrara auf 
den rafaelischen Stil ein und verbanden mit demselben eine Pracht und 
Leuchtkraft des Kolorits, in welcher sich Einiiüsse der Venezianer zu 
erkennen geben. So vor Allen Benvenztto Tisi, bekannter unter dem 
Namen Garofalo  In Ferrara 1481 als Sohn des aus Garofalo, einem 
Flecken bei Ferrara, stammenden Schusters Pietro Tisi geboren, kam 
er als zehnjähriger Knabe in die Schule des Domenico Panetti, die er 
nach etwa siebenjähriger Lehrzeit verliess. Bei Panetti (I, 485) erhielt 
er eine solide technische Grundlage, namentlich eine Farbenbehandlung, 
die durch tiefe Leuchtkraft und weichen Schmelz hervorragt. Von dort 
begab er sich auf die Wanderschaft, zunächst zu Boccaccio Boccaccino 
nach Cremona. Er scheint es hier aber nicht lange ausgehalten zu 
haben, denn am 29. Januar 1499 sah sein Meister sich in der unan- 
genehmen Lage, dem Vater seines Gesellen zu schreiben, derselbe habe 
sich, „ohne auch nur ,hol dich der Henker' zu sagen", bei grimmiger 
i") Vgl. die geistvolle Charakteristik dieses Künstlers, Welche unter dem 
Pseudonym Lermolieff einer der trefflichsten Kenner der italienischen Kunst in 
Lützow's Zeitschrift X, 210 ff. gegeben hat.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.