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III.
Buch.
Kapitel.
VIII.
Nachfolger RafaePs.
und
Schüler
innig empfunden, schön componirt und in leuchtender Farbenpracht
sorgfältig ausgeführt. In den Servi sieht man eine Verkündigung, die
den rafaelischen Stil treu beibehalt, in S. Salvatore einen treiflichen
Christus am Kreuz, der von vier Heiligen verehrt wird. Das Museum
zu Berlin besitzt unter Nr. 280 ein ebenfalls bedeutendes Altarwerk,
welches die Madonna, von Engeln umgeben, auf Wolken schwebend
darstellt, von dem heil. Eligius, dem Schutzpatron der Schmiede, und
dem h. Petronius mit dem Modell der Stadt Bologna verehrt. Das
_Bild ist jedenfalls von der Schmiedezunft gestiftet worden; Eligius,
dessen Aufbliek zur Madonna etwas Ekstatisches hat, ist mit dem
Schurzfell bekleidet, und im Hintergrunde der Landschaft sieht man
eins seiner populärsten Wunder, wie er einem störrigen Pferde, dem
er um es beschlagen zu können das Bein abgehauen hat, dasselbe
wieder ansetzt. Das Bild ist saftig und frisch im Kolorit, sorgfältig
ausgeführt, im feierlichen Aufbau und dem würdevollen Ausdruck Wohl
gelungen. Ein tüchtiges Werk, vom Jahre 1532 und mit dem Namen
des Künstlers bezeichnet, ist die thronende Madonna mit den h. Fran-
ziskus und Barbara, dem Erzengel Rafael und dem jungen Tobias in
der Ermitage zu Petersburg. Zu seinen einfach liebenswürdigsten
Werken gehören endlich die Fresken in S. Micchele in Bosco zu
Bologna.
Aehnlich den Bolognesen gingen auch die Maler von Ferrara auf
den rafaelischen Stil ein und verbanden mit demselben eine Pracht und
Leuchtkraft des Kolorits, in welcher sich Einiiüsse der Venezianer zu
erkennen geben. So vor Allen Benvenztto Tisi, bekannter unter dem
Namen Garofalo In Ferrara 1481 als Sohn des aus Garofalo, einem
Flecken bei Ferrara, stammenden Schusters Pietro Tisi geboren, kam
er als zehnjähriger Knabe in die Schule des Domenico Panetti, die er
nach etwa siebenjähriger Lehrzeit verliess. Bei Panetti (I, 485) erhielt
er eine solide technische Grundlage, namentlich eine Farbenbehandlung,
die durch tiefe Leuchtkraft und weichen Schmelz hervorragt. Von dort
begab er sich auf die Wanderschaft, zunächst zu Boccaccio Boccaccino
nach Cremona. Er scheint es hier aber nicht lange ausgehalten zu
haben, denn am 29. Januar 1499 sah sein Meister sich in der unan-
genehmen Lage, dem Vater seines Gesellen zu schreiben, derselbe habe
sich, „ohne auch nur ,hol dich der Henker' zu sagen", bei grimmiger
i") Vgl. die geistvolle Charakteristik dieses Künstlers, Welche unter dem
Pseudonym Lermolieff einer der trefflichsten Kenner der italienischen Kunst in
Lützow's Zeitschrift X, 210 ff. gegeben hat.