da Imola.
Innocenzo
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grossartige Gestalten, in frisch leuchtendem Kolorit durchgeführt und von
einer poetischen Hügellandschaft eingeschlossen. In der Sakristei von
S. Micchele in Bosco bei Bologna sieht man eine Anzahl von Heiligen
in Nischen gemalt, in welchen sich der Künstler als ebenso tüchtiger
Freskomaler bewährt. Auch die h. Kreuzkapelle derselben Kirche hat
er an Wänden und Gewölbe mit Fresken geschmückt, die indess ver-
dorben sind. Besser erhalten sind die Wandbilder in S. Vitale, wo
namentlich die Heimsuchung voll inniger Empfindung ist. Weniger
unmittelbar wirkt die Madonna mit den h. Paulus, Benedikt und Blaria
Magdalena in der Pinakothek daselbst, eine etwas lahme Nachahmung
RafaePs. Eine Beschneidung Christi im Louvre ist ein zierlich und
sauber ausgeführtes kleines Bild, dessen Composition jedoch an Ueber-
ladung leidet; auch die Färbung ist bunt und kalt, und der Ausdruck
sowie die Charaktere lassen erkennen, dass auch dieser treffliche Künst-
ler zuletzt sich von Manierismus und Aeusserlichkeit nicht frei zu halten
wusste. Er starb 1542 in Bologna.
Ebenfalls aus Francia's Schule ging Innocenzo Francucci, nach
seinem Geburtsort I. da Imola genannt, hervor (e. 1494-1550), der
einen stärkeren Grad der schwärmerischen Innigkeit seines ersten
Meisters zu bewahren und dieselbe mit den edlen Formen rafaelischer
Kunst in Einklang zu setzen wusste. Seine Thätigkeit gehört aus-
schliesslich Bologna an, wo man in der Pinakothek und in den Kirchen
eine ansehnliche Zahl seiner Werke sieht. Auch er giebt sich aus-
schliesslich der kirchlichen Malerei hin und ist, besonders im Andachts-
bild, zwar nicht von so grossartig einfachem Aufbau wie Bagnacavallo,
aber immerhin erfreulich durch Würde der Gestalten und Innigkeit
des Ausdrucks. In der Färbung wiegt der Eindruck leuchtend frischer
und dabei duftig verschmolzener Töne vor, die er in der Schule des
Mariotto Albertinelli sich angeeignet hatte. Im Ganzen gehört er zu
den leicht bestimmbaren Naturen, die ihre Inspirationen aus zweiter
Hand schöpfen.
Aus seiner früheren Zeit besitzt die Pinakothek zu Bologna
unter Nr. 89 eine innig empfundene Madonna mit dem Kinde und vier
Engeln, den h. Petrus, Benedikt und dem Erzengel Michael, während
ebendort die h. Familie mit Franziskus und Clara (Nr. 292) die rafae-
lische Anschauung vertritt. Noch eine andere h. Familie mit zwei
knieelldßll Stifterügüren (Nr. 90) zeigt ähnliche Auffassung. Eins seiner
schönsten und edelsten Bilder ist die grosse Altartafel mit der Ver-
mählung der h. Katharina, von 1536, in S. Giacomo lllaggiore,