Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Garavaggio. 
Polidoro 
Bagnacavallo. 
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Ebenfalls in dekorativer Richtung, wenngleich in anderer Weise, 
ist Polidoro da Caravaygiid, eigentlich Calclara, von Bedeutung, der um 
1495 geboren früh nach Rom kam und unter Rafael sich entwickelte. 
Sein Hauptverdienst beruht in der Ausbildung der Sgraflito-Malerei an 
den Facaden, welche er in Verbindung mit RafaePs Schüler lllattorino 
auszuführen pflegte. Zu den besten Arbeiten dieser Art, die beim 
Verzichten auf reicheren Farbenreiz durch eine mehr plastische relief- 
artige Composition zu wirken sucht, gehört der Niobefries an einem 
Hause der Via della maschera d'oro, zu welchem die Handzeichnung 
im Palazzo Corsini bewahrt wird. Anderes am Palazzo Ricci in der 
Via Giulia.  
Auch Polidoro wurde durch die Einnahme Roms von dort ver- 
trieben und begab sich zuerst nach Neapel, dann nach Messina. Er 
hat dort manches Kirchenbild gemalt, verfiel aber in diesen Werken 
bald in einen niedrigen Naturalismus, der von den Traditionen der 
römischen Schule so weit wie möglich sich entfernt. Seine Kreuz- 
tragung im Museum zu Neapel ist ein Beispiel dieser Verwilderung, 
ein Vorläufer der späteren Naturalisten; doch ist die Farbe kräftig, 
warm und harmonisch. Polidoro wurde 1543 von einem seiner Diener 
ermordet und im Dom zu Messina bestattet. 
Besonders anziehend ist eine Reihe von Künstlern, die in anderen 
Schulen ihre Ausbildung erhalten hatten, aber durch die überwiegende 
Geisteskraft RafaePs zu diesem sich hingezogen fühlten und nun die von 
ihm empfangenen Eindrücke mit den Üeberlieferungen ihrer früheren 
Kunstweise verbanden. Aus solchen Mischungen entwickelten sich 
neue selbständige Richtungen, die der damaligen italienischen Malerei 
den Charakter reichster Mannichfaltigkeit verleihen. Zu diesen Künst- 
lern gehört zunächst Bagna-cavallo, eigentlich Bartolmnnzeo Ramenghri, 
geb. 1484, der in Bologna unter Francia seine erste Ausbildung er- 
halten hatte. Später begab er sich wie es scheint zu Rafael, dessen 
grossartigen Aufbau in den Altarbildern, dessen reinen Adel in Köpfen 
und Gewändern er mit dem in Francia's Schule gewonnenen ebenso 
leuchtenden als blühenden Kolorit auf's Glücklichste zu verbinden wusste. 
Er ist noch mit ganzer Seele bei den kirchlichen Aufgaben und bringt 
daher bisweilen Andachtsbilder hervor, die zu den edelsten Schöpfungen 
dieser grossen Zeit gehören. So in der Sakristei des Domes zu Bo- 
19 gna ein Bild des gekreuzigten Christus, noch aus früher Zeit , voll 
Innigkeit und Würde. Zu seinen vollkommensten Werken gehört die 
Madonna der Galerie zu Dresden. (Fig. 89.) Auf Wolken thront die
	        
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